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Bruno Pellandini

Dieses
altmodische
Gefühl

Roman

Residenz Verlag

Die Arbeit des Autors an diesem Buch wurde durch die Schweizer
Kulturstiftung Pro Helvetia und UBS Kulturstiftung gefördert.

Ein herzlicher Dank des Autors ergeht an Corinne und Arturo
Cuéllar-Nathan, Bernhard Fetz, Michael Horsky, Otto Jankovich, Lindi
Kálnoky, Johanna Orsini-Rosenberg, Yvonne und Giacomo Pellandini-
Girard, Gisela Stiegler.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.dnb.de abrufbar.

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© 2016 Residenz Verlag GmbH

Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten.

Umschlaggestaltung: Christina Brandauer

ISBN ePub:

Für Corinne und Arturo

Die Eroberung des Überflusses bietet einen größeren Reiz als die Erfüllung des Notwendigen; der Mensch ist ein Geschöpf des Begehrens, nicht des Bedürfnisses.

Gaston Bachelard

Wir treten stets als Neulinge in die verschiedenen Lebensalter ein, und oft fehlt es uns an Erfahrung, trotz der Jahre.

La Rochefoucauld

I.
Im Wendekreis der Zuckerbäcker

1

Das Blendwerk des Sommers war erloschen. Die Luft roch nach feuchtem Laub, und am Himmel hing eine Sonne, die zu straucheln schien. Es sah nicht aus, als hätte sie noch die Kraft, die Nebelschleier zu vertreiben, die wie verschreckte Nachtgespenster in den Weinbergen hockten. Ich mochte den Herbst. Der Herbst ist eine gütige Jahreszeit, er schenkt uns die Ernte, für sich selbst will er nichts.

Der Taxifahrer klagte über den Verkehr. Es sollte wohl eine Entschuldigung sein, weil er mich so lange hatte warten lassen. Den Hügel hinab ging es flott dahin, auf der Donaulände zeigte sich aber, dass er nicht gelogen hatte, mit einem Mal waren alle Spuren dicht, und wir steckten im Stau. Ich hatte keine Eile, ich wollte im Stolpitzky frühstücken, dann kurz ins Büro, bevor ich das Auto aus der Werkstatt holte, mehr hatte ich nicht vor. Nun sagte ich mir, ich wäre vielleicht besser zu Hause geblieben. An einem Tag wie diesem sollte man Obst aus taunassen Wiesen klauben, Brennholz stapeln oder sonst eine dieser altmodischen Tätigkeiten verrichten, die man sich als beglückend vorstellt. Da es weiterhin nur im Schritttempo vorwärtsging, stieg ich bei der Friedensbrücke aus. Ich benutzte die U-Bahn selten, weil sie kaum je dorthin fuhr, wo ich hinmusste und mir das Umsteigen zu umständlich war. Von hier zum Schwedenplatz waren es aber nur zwei Stationen mit derselben Linie. Als der Zug einfuhr, wirkten die Waggons hoffnungslos überfüllt. Auf wunderbare Weise fand ich trotzdem einen freien Sitzplatz. Im Hinsetzen spürte ich den Blick einer Frau, sie saß einige Plätze entfernt, eine aparte Dame unbestimmten Alters, vielleicht sechzig, vielleicht siebzig, eine Bekannte, dachte ich und nickte ihr zu, während ich gleichzeitig überlegte, wer sie sei. Aber sie blickte mich gar nicht an, sie hatte nur eben in meine Richtung gesehen und lächelte gedankenverloren vor sich hin. Ihr Ausdruck faszinierte mich. Sie schien an etwas zu denken, das ihr teuer war, vielleicht an jemanden, den sie liebte oder einmal geliebt hatte. Das Glück, das sie dabei empfand, lag strahlend auf ihrem Gesicht, was ihr eine große Schönheit verlieh. Ich bemühte mich, die Frau nicht geradewegs anzustarren, doch ihr Gesichtsausdruck nahm mich so gefangen, dass es mir schwerfiel, den Blick von ihr zu lösen. Dabei hatte sie sonst nichts Auffallendes an sich, zumindest nichts, was im gewöhnlichen Sinn nach Aufmerksamkeit geheischt hätte. Ihre Kleidung war schlicht, das Haar natürlich, und ihre Haltung war von einer solchen Zurückgenommenheit, dass es beinahe aussah, als wollte sie sich unsichtbar machen; was die Eleganz ihrer Erscheinung aber nur umso stärker zur Geltung brachte.

Inzwischen war der Zug in die Station eingefahren, ich bemerkte es beinahe zu spät und schaffte es gerade noch durch die Türen. Ich ließ mich von der Rolltreppe nach oben tragen, und ins Freie tretend, sah ich, dass ich eine Station zu früh ausgestiegen war. Von hier war es nun näher ins Büro als ins Kaffeehaus. Dann würde ich eben später frühstücken.

Die Bürotür war verschlossen, ich dachte zuerst an ein Versehen, aber es war tatsächlich niemand da. Freitags arbeiteten die Zeichner nicht, Frau Poschenreiter hätte jedoch hier sein müssen. Besorgt wählte ich ihre Nummer. Ohne Zweifel war ihr etwas zugestoßen, in all den Jahren hatte sie nicht einen einzigen Tag gefehlt. Sie liege mit einem Schnupfen im Bett und werde am Montag, spätestens am Dienstag wiederkommen, sagte sie. Ich fand es ungeheuerlich, dass sie mich wegen einer solchen Kleinigkeit hängen ließ, noch dazu, ohne mir Bescheid zu geben.

Ihre Abwesenheit löste augenblicklich ein Gefühl des Stillstands in mir aus. Ich fand es gespenstisch, in dem verwaisten Büro zu sitzen, das nun wie eine Kulisse anmutete, in der wir den Schein einer Firma aufrechtgehalten hatten, die es in Wahrheit gar nicht gab.

Dass Gonzo dann meinen Anruf unbeantwortet ließ, war zwar nicht ungewöhnlich, trug aber nicht gerade zu meiner Beruhigung bei. Ich sagte mir, dass er mich bestimmt gleich zurückrufen würde. Solange wollte ich hier warten. Bevor ich das Büro verließ, musste ich Gewissheit haben, dass dieser Schnupfen nicht auch die Arbeiten auf den Baustellen zum Erliegen gebracht hatte. Um wenigstens den Anschein von Geschäftigkeit zu erwecken, schaltete ich die Kaffeemaschine an, eine aberwitzig kostspielige Espressomaschine, die ich kürzlich aus einer Laune heraus gekauft hatte. Nachdem sich die Mitarbeiter bereits mit ihr vertraut gemacht hatten, wollte ich sie nun selbst auch ausprobieren. Ich füllte Wasser in den Tank und stellte eine Tasse an die dafür vorgesehene Stelle. Wenn das Wasser heiß genug wäre, würde das rote Licht ausgehen. Inzwischen gefiel es mir, die Maschine zu betrachten. Sie machte Eindruck, fand ich. Auf dem polierten Edelstahlgehäuse war ein kleines Schild angebracht, auf dem in eleganter Schrift das Wort automatic eingraviert war. Das sah sehr hübsch aus. Endlich ging das Licht aus, ich drückte den Knopf. In der Tasse sammelte sich eine kleine Menge trübes Wasser. Offenbar war noch nicht ausreichend Druck vorhanden gewesen. Ich wartete eine Minute und versuchte es nochmals. Das Ergebnis war dasselbe. Ich wollte gerade einen dritten Anlauf nehmen, da rief Gonzo endlich an.

Schlechte Nachrichten, Chef. Probleme in der Praterstraße.

Diese Baustelle beschäftigte uns schon einige Zeit. Es war ein größerer Auftrag, in einem geräumigen Lokal, das bisher als Lagerraum genutzt worden war, sollte ein Gasthaus eingerichtet werden, dazu mussten die Räumlichkeiten im Grunde neu aufgebaut werden. Ich wusste, dass heute der Estrich gegossen werden sollte. Dies müsse nun leider verschoben werden, sagte Gonzo, der Installateur habe das Material für die Bodenheizung falsch berechnet. Er klang sehr zerknirscht, kein Wunder, waren wir mit der Arbeit ohnedies schon in Verzug. Als ich ihn aufmuntern wollte, gestand er mir, dass ihm die Schlamperei des Installateurs schon gestern bekannt gewesen sei, nur habe er es verabsäumt, die bestellte Lieferung von gut zwei Dutzend Kubikmeter Flüssigbeton zu stornieren. Das war in der Tat eine kostspielige Sache, Freitagmittag eine Lieferung zu retournieren war natürlich unmöglich. Um seinen Fehler wiedergutzumachen, schlug er vor, das Material für den Dachbodenausbau in der Salesianergasse zu verwenden, einer Baustelle, bei der gleichfalls der Estrich gegossen werden sollte. Er wollte meine Erlaubnis haben, seine Leute dorthin zu verlegen, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen.

»Kommen S’, Chef, die Männer stehen bereit. Sie ersparen sich eine Menge Geld, und Zeit gewinnen wir auch!«

Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, in der Eile konnte leicht etwas schiefgehen. Andererseits imponierte mir Gonzos Beherztheit, nach einigem Zögern gab ich nach. Kaum hatte ich aufgelegt, kehrten die Zweifel wieder. Der Plan war kühn, und ich wusste, Gonzo neigte dazu, übers Ziel hinauszuschießen. Es schlummerte jener furiose Übereifer in ihm, der auch den bravsten Familienvater auf Strandurlaub befällt, wenn er, der tagelangen Untätigkeit überdrüssig, von plötzlichem Ehrgeiz gepackt wird und dem spielenden Kind den Spaten aus der Hand reißt, um rings um die hübsche Sandburg einen hüfttiefen Graben auszuschanzen. Ich beschloss, das Auto aus der Werkstatt zu holen und dann unverzüglich in die Salesianergasse zu fahren, um mir die Sache selbst anzusehen.

Bei meiner Ankunft fand ich die Gasse gesperrt, den Verkehr umgeleitet. Ich parkte den Wagen in der nächsten Straße und kehrte zu Fuß zurück. In der schmalen Gasse wirkten die beiden Betonmischfahrzeuge riesenhaft groß. Sie standen da wie nervös scharrende Schlachtrösser, während auf ihren Rücken geräuschvoll die Trommeln kreisten. In das Dröhnen der Motoren mischte sich das vielstimmige Klirren vibrierender Fensterscheiben. Es war, als erzitterten die umliegenden Häuser in angstvoller Erwartung.

Auf dem Dachboden ging indessen alles in der gewohnten Ruhe vonstatten. Reibungslos griffen die tausendfach eingeübten Bewegungsabläufe ineinander. Die Männer arbeiteten schweigend, während Gonzo umherging und ihnen Anweisungen gab. Nun zweifelte ich nicht mehr, dass ihm das Husarenstück gelingen würde, und ich musste lachen, als er dann mit der Miene eines Feldherrn, der seiner Artillerie den Befehl gibt, eine erste Salve auf die feindlichen Truppen zu feuern, den Fahrer eines LKWs über Funk anwies, seine Ladung durchzupumpen. Schon gurgelte es in der Tiefe des Schlundes, Sekunden später erbrach das Schlauchende den flüssigen Beton auf den Dachboden. Die Arbeiter verteilten ihn flott mit den Schiebern. Es folgte der zweite Schub, alles lief wie am Schnürchen. Als vielleicht noch ein halber Zentimeter fehlte, um das gewünschte Niveau zu erreichen, wunderte ich mich plötzlich, wie es denn sein konnte, dass die hier benötigte Menge aufs Genaueste jener von der Praterstraße entsprechen sollte. Als ich Gonzo darauf hinwies, riss er entsetzt die Augen auf. »Stopp!«, brüllte er ins Funkgerät. »Sofort aufhören!« Als hätte das Kommando ihnen gegolten, ließen die Arbeiter auf der Stelle die Schieber fallen, sie sprangen auf die Dachbalken und klammerten sich an die Streben. Alle verharrten nun regungslos und starrten mit bangem Blick auf den Boden. Nichts geschah. Gonzo pfiff durch die Zähne. Wir sahen uns erleichtert an. »Gerade noch mal Glück gehabt«, grinste er. Da krachte und donnerte es plötzlich, der Boden erzitterte und federte dann einige Male kräftig auf und nieder.

Uns war sofort klar, was passiert war. Der flüssige Beton musste durch eine nicht ausreichend abgedichtete Stelle in die Zwischendecke gesickert sein, während die Pumpe weiterarbeitete und immer mehr Material durch den Schlauch presste. Damit hatte der Druck auf den Plafond der darunterliegenden Wohnung stetig zugenommen, bis die Gipsdecke durch das Gewicht zum Einsturz gekommen war. Ein Albtraum, vielleicht war sogar jemand verschüttet worden. Es war keine Zeit zu verlieren. Gonzo rief die Feuerwehr, ich eilte ins dritte Stockwerk hinunter.

Von den beiden Wohnungen, die sich auf der Etage befanden, konnte nur die linke betroffen sein. Ich wunderte mich noch über den Namen auf dem Türschild, der früher einmal geläufig gewesen war, eine bekannte Schauspielerin hatte so geheißen, dann drückte ich die Klingel und hämmerte gleichzeitig mit der Faust gegen die Türe. Horchte. Nichts. Offensichtlich war niemand in der Wohnung, was für ein Glück. Andererseits, sagte ich mir, wenn jemand verschüttet war, wie könnte er mir dann die Türe öffnen? Während ich noch überlegte, ob ich das Eintreffen der Feuerwehr abwarten oder besser versuchen sollte, die Türe selbst aufzubrechen, vernahm ich plötzlich ein Geräusch. Kein Zweifel, jemand hantierte am Schloss.

Ich hatte allenfalls damit gerechnet, die Tochter oder den Sohn der vormaligen Berühmtheit anzutreffen, und verstand erst gar nicht, was die Unbekannte aus der U-Bahn in der Wohnung der Schauspielerin suchte.

ILDEFONS Pernilla Brigido!
PERNILLA Ja?
ILDEFONS Was für ein Zufall …
PERNILLA ?
ILDEFONS Dass Sie hier wohnen. Ich habe Sie eben erst gesehen!
PERNILLA Sie müssen sich irren, es ist zehn Jahre her, dass ich zuletzt aufgetreten bin.
ILDEFONS In der U-Bahn!
PERNILLA In der U-Bahn? Mustert ihn. Ich telefoniere gerade mit einer Freundin.
ILDEFONS Verzeihung: Krehmayr. Wir bauen hier den Dachboden aus. Ich fürchte, bei Ihnen ist eine Decke eingestürzt.
PERNILLA Was?
ILDEFONS Ein Glück, dass Sie noch am Leben sind!
PERNILLA Wie kommen Sie darauf?
ILDEFONS Haben Sie denn gar nichts gehört?
PERNILLA Das geht ja schon seit Wochen so.
ILDEFONS Sie sind alleine? In der Wohnung? Es muss ein hofseitiges Zimmer betreffen.
PERNILLA Da ist nur das Schlafzimmer. Und das Arbeitszimmer meines Mannes.
ILDEFONS Ihr Mann –?
PERNILLA Er lebt nicht mehr.
ILDEFONS Gottseidank! Ich meine, gut, dass ihm nichts passiert ist.
PERNILLA sieht ihn ungläubig an. Warten Sie, ich werde nachsehen.
ILDEFONS Bleiben Sie hier! Bitte. Die Feuerwehr kommt gleich.
PERNILLA Ja, glauben Sie denn, das ganze Haus stürzt jetzt zusammen?
ILDEFONS Das wohl nicht. Trotzdem, es wäre besser, Sie würden hier warten.
PERNILLA Na schön. Sich abwendend: Ich sag meiner Freundin Bescheid.

Ich hatte das plötzliche Bedürfnis, mit dem Finger in der Nase zu bohren und kramte mein Taschentuch hervor, um mich zu schnäuzen. Pernilla Brigido hatte noch nicht jenes Alter erreicht, das umsichtige Kulturredakteure dazu verleitet, einen Nachruf in Auftrag zu geben, doch war es seit Jahren so still um sie geworden, dass ich bis eben nicht zu sagen gewusst hätte, ob sie überhaupt noch am Leben war. Nun, sie war. Aber was tat sie denn! Setzte sich am Ende des Flurs auf einen Hocker, schlug unbekümmert die Beine übereinander und führte das Gespräch mit ihrer Freundin fort. Sie hielt sich im Durchgang einer Flügeltüre auf, deren tiefe Laibung deutete auf eine Kaminmauer hin, trotzdem gefiel es mir nicht, sie dort sitzen zu sehen, und ich suchte unwillkürlich die Kehlung des Plafonds nach Rissen ab. Es war nichts Verdächtiges festzustellen.

Der lang gestreckte Korridor wirkte auf den ersten Blick wie das klassische Entree einer bürgerlichen Wiener Wohnung. Eine marmorne, auf schwarz lackierten Beinen ruhende Konsole, über der ein mit Appliken verzierter Wandspiegel hing, dominierte die rechte Seite des Vorzimmers. Hier wirkte alles sehr aufgeräumt und ordentlich, während die andere Seite in einem heillosen Durcheinander versank. Aus einem Kasten, dessen Türen sich offenbar nicht mehr zudrücken ließen, quollen die Kleidungsstücke förmlich heraus. Daneben standen zwei kurzbeinige Fauteuils, über und über mit Mänteln, Shawls und Hüten bedeckt, sodass ich zunächst glaubte, es säßen hier zwei Menschen ins Gespräch vertieft. Frei geblieben war einzig der Zugang zu zwei Tapetentüren, hinter der einen vermutete ich eine Abstellkammer, während die andere zur Toilette führen mochte. Der Durchgang, in dem die Brigido sich aufhielt, schloss den Korridor zur Wohnung hin ab. Sie saß auf einem würfelförmigen Hocker, einem Designerstück aus den späten Sechziger- oder frühen Siebzigerjahren. Auf einem schlanken Tischchen, das von einer Schwanenhalslampe beleuchtet war, stand eines jener Geräte, mit denen man sowohl telefonieren wie auch Faxe verschicken konnte.

Endlich beendete die Brigido ihr Gespräch. Sie erhob sich, doch statt zu mir zu kommen, wie ich es erwartet hatte, wandte sie sich ab und ging nach hinten.

»Warten Sie!«, rief ich ihr zu.

Sie blieb stehen. »Kommen Sie nur«, sagte sie ruhig. »Suchen wir das Malheur.« Drehte sich wieder um und ging lachend weiter.

Ich hätte gerne mitgelacht und wünschte mir, dass meine Befürchtungen sich zerschlagen würden, obwohl ich vom Gegenteil überzeugt war. Die Brigido ging mit raschen Schritten voran. Sie war kleiner, als ich sie mir vorgestellt hatte, und wirkte fast ein wenig mädchenhaft, was an ihrer ungewöhnlich schmalen Taille liegen mochte, die durch einen Gürtel noch betont wurde. Während sie sich geschickt zwischen den Möbeln hindurchschlängelte, musste ich sehr darauf achten, in der vollgeräumten Wohnung nirgends anzustoßen. Wir querten einen Salon und dann einen kleineren, augenscheinlich bloß zum Fernsehen genutzten Raum und gelangten so in den hofseitigen Teil der Wohnung. Die Brigido öffnete die Türe zu einem Kabinett, nichts, jene zum Schlafzimmer, nichts. Als sie die dritte Türe öffnete, wich sie erschrocken zurück. Es war das Arbeitszimmer ihres Mannes. Oder was davon übrig geblieben war. Der Anblick war von einer gespenstischen Komik. Ich hatte das operettenhafte Zitat eines Studierzimmers des ausgehenden 19. Jahrhunderts vor mir. Wohin man blickte, gedrechselte Regale, Vitrinen, Beistelltischchen, Zettelkästen, Teppiche und Troddeln. Vom Boden bis zur Decke waren die Wände mit Büchern, Mappen und Ordnern vollgestopft, und an den wenigen Stellen, wo keine Regale waren, hingen Urkunden und Fotografien. In der Mitte des Raumes bot ein mächtiger Schreibtisch aus Nussholz einen äußerst jämmerlichen Anblick. Ein breitarmiger Lüster war von der Decke gekracht und hockte wie eine Krake mit merkwürdig verdrehten Tentakeln auf der Tischplatte. Nun war der altdeutsche Möbelstil niemals Ausdruck großer Lebensfreude gewesen, trauriger als hier aber hatte er sich niemals präsentiert. Da lag die ganze Humorlosigkeit unter nassen Betonschlieren begraben, bedeckt von Gips und dem Lattenwerk des eingestürzten Plafonds, dazwischen lugten augenzwinkernd die Stängel des Verputzschilfs hervor. Das Ausmaß der Verwüstung war unbeschreiblich, und ich war bestürzt über die rohe Gewalt, mit der dieser aus der Zeit gefallene Raum im Handumdrehen vernichtet worden war. Ich empfand Mitleid mit ihm.

Die Brigido, reglos auf das Desaster starrend, zuckte zusammen, als sich in den Trümmern plötzlich etwas rührte. Eine Katze. Sie kroch hervor und schüttelte ihr vom Gips weiß gepunktetes Fell wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt. Es staubte beträchtlich. Die Katze schien unversehrt, wirkte allerdings etwas benommen, als sie an uns vorbeitatzte, um sich im Flur auf den Läufer zu legen, wo sie ihr Fell zu lecken begann.

Sein Fell, es war ein Kater.

»Capriccio. Jetzt hat er sechs seiner Leben verwirkt«, sagte die Brigido.

Es tut mir sehr leid, sagte ich. Der Satz kam mir etwas seltsam über die Lippen, es klang ein wenig, als wollte ich ihr mein Beileid zum Tod ihres Mannes aussprechen, ein Eindruck, der sich durch die Art, wie sie darauf reagierte, mit einer stummen Bewegung der Lippen, noch verstärkte. Wir sahen einander betreten an.

Aus dem Vorzimmer war lautes Getrappel zu vernehmen. Die Feuerwehr.

»Tag, die Herrschaften!«, rief uns der Kommandant entgegen und zog tatsächlich seinen Helm zum Gruß. Dann tat er einen Schritt zur Seite, um seine Mannen vorzulassen, als folgte nun der feierliche Einzug einer Ehrenkompanie. Tatsächlich hatte der Auftritt der uniformierten Feuerwehrleute in den eleganten Räumlichkeiten etwas Irreales, beinah Närrisches, und erinnerte ein wenig an die Mitternachtseinlage auf einem Faschingsball.

Ich erklärte dem Kommandanten in aller Kürze, was vorgefallen war. Der alte Haudegen zeigte sich wenig beeindruckt und schickte nur seinen Adjutanten los, einen Blick in den Dachstuhl zu werfen. Er teilte meine Einschätzung, dass für den Moment keine weitere Gefahr bestand.

»Das ist Ihnen ja nicht das erste Mal passiert, nehme ich an.« Er zwinkerte mir zu.

Ich hatte große Lust, ihm diese Unverschämtheit zu erwidem, riss mich aber zusammen und parierte mit einem Scherz, worauf die versammelte Mannschaft wieder abmarschierte.

»Ich darf doch annehmen, dass Sie das rasch wieder in Ordnung bringen?«, fragte die Brigido.

»Aber ja«, entgegnete ich, »das geht ruckzuck.«

Ihr musste doch klar sein, dass es hier nicht darum ging, die verschüttete Erde eines umgekippten Blumentopfes wegzukehren. Jedenfalls musste der feuchte Beton sofort, noch bevor er eintrocknete, von allen Gegenständen abgerieben werden. Gonzo kam mit den Arbeitern, sie brachten Schieber, Schaufeln, Eimer, Besen und Bürsten. Einen weiteren hatte er losgeschickt, Putzfetzen zu besorgen. Dann ließ er die Zimmertüre abdichten, damit der Schmutz sich nicht in der ganzen Wohnung verteilte. Endlich begannen die Arbeiter, den Dreck zusammenzukehren und die mit Flüssigbeton bespritzten Möbel mit Lappen, alten Zeitungen und Bürsten abzureiben. Mein Eindruck war, dass sie sich dabei mit Absicht sehr linkisch anstellten, als wollten sie uns zu verstehen geben, dass es ein Ding der Unmöglichkeit sei, auch noch jedes Buch und jede Troddel zu säubern, während sie andererseits so taten, als hätten sie genau dies im Sinn, indem sie den Möbeln mit einer lächerlichen Hingabe zu Leibe rückten.

Die Brigido kam, um zu sehen, wie die Sache sich anließ. Kein Zweifel, sie war die Frau aus der U-Bahn, auch wenn ich jetzt nichts von jener Zurückgenommenheit erkannte, die ich an ihr wahrgenommen hatte. Ein Mensch, der allen Tand und alle Eitelkeit abgelegt und sich auf sein eigentliches Wesen zurückgezogen hatte, so war sie mir vorgekommen. Jetzt irritierte mich ihre starke physische Gegenwart. Ihr Körper strahlte Kraft aus, er schien von so viel Persönlichkeit ausgefüllt, dass er überzulaufen drohte. Als wäre dieser Leib eine zu kleine Hülle für den Menschen, der in ihm steckte.

Ich sagte ihr, wie ich die Sache einschätzte, dass die Erneuerung der Decke und das Ausmalen der Wände nur ein paar Tage dauern würden, davor müsse aber das Zimmer ausgeräumt und gereinigt werden, was einige Zeit beanspruchen werde. Sie entgegnete nichts. Ich war mir nicht sicher, ob sie überhaupt zugehört hatte. Dann ging plötzlich eine Bewegung durch sie. Es war merkwürdig, sie hatte weder einen Schritt getan noch die Hand gehoben oder den Kopf bewegt, nur die Spannung ihres Körpers hatte sich ein klein wenig verändert, aber nicht nur ich, auch die Arbeiter nahmen dies wahr, sie ließen die Arme sinken und blickten die Brigido erwartungsvoll an.

»Hören Sie auf damit«, sagte sie und wandte sich dann zu mir: »Können Sie mir eine Mulde besorgen? Die Bücher, die Möbel, das alles kommt weg.«

Diese Idee schien mir verrückt. Wusste sie, was sie da sagte? Diese Frage stellten sich die Arbeiter natürlich nicht. Ihnen war klar, dass es Stunden dauern würde, hier Ordnung zu schaffen. Es war Freitagabend, sie wollten nach Hause, und sie machten sich umgehend daran, ihre Werkzeuge zusammenzusuchen. Ich wollte sie ungern gehen lassen, ehe die Brigido ihre Entscheidung nicht noch einmal überdacht hatte, und sagte ihr, sie würde es später vielleicht bereuen.

»Aber nein«, entgegnete sie. »Es ist eine gute Gelegenheit.«

Sie klang bestimmt und wirkte auch sehr gefasst, mir schien, beinahe gleichmütig.

Als die Arbeiter und mit ihnen auch Gonzo die Wohnung verlassen hatten, als Letzter ging Gonzo, der arme, geknickte Gonzo, den ich gerne aufgerichtet und getröstet hätte, fragte ich sie abermals, ob sie denn wirklich meine, es wäre klug, alles wegzugeben.

Die Brigido sah mich an. »Sie denken wohl, die Alte ist übergeschnappt?«, fragte sie.

Ich entgegnete, die Frage sei mir tatsächlich durch den Kopf gegangen.

Sie lachte. »Wenn Sie wüssten, wie lange ich es schon vor mir herschiebe, dieses Zimmer auszuräumen.« Daraufhin versperrte sie die Türe und drückte noch die Klinke hinunter, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich verschlossen war.

Ob sie für die Zeit der Renovierungsarbeiten woanders unterkommen könne?

Sie winkte ab. »Ich werde hier bleiben«, sagte sie. »Wenn es mir zu viel wird, kann ich noch immer zu einer Freundin gehen.«

Damit war sie meinem Angebot, ihr die Mölkerbastei zur Verfügung zu stellen, zuvorgekommen. Ich vermietete die kleine Wohnung gelegentlich an Geschäftsreisende, im Augenblick stand sie leer. Ich bot sie ihr nun trotzdem an. »Man kann ja nie wissen«, sagte ich. Sie schien sich darüber zu freuen.

»Sagen Sie, wie war noch mal Ihr Name?«

»Krehmayr«, sagte ich, indem ich ihr meine Karte reichte. Ich konnte sehen, wie ihr Blick an meinem Vornamen hängen blieb: Ildefons. Sie schmunzelte. Das taten die meisten, wenn sie ihn zum ersten Mal hörten. Ildefonso, hieß es dann immer, köstlich!, weil er an das Nougat-Konfekt denken ließ.

PERNILLA Wir haben uns also in der U-Bahn gesehen?
ILDEFONS Sie waren in Gedanken. Ich glaube, das war der Grund, warum Sie mir aufgefallen sind. Sie wirkten ein wenig entrückt.
PERNILLA Entrückt?
ILDEFONS Nun, ja, so kam es mir vor.
PERNILLA Wir haben gar nicht miteinander gesprochen?
ILDEFONS Nein.
PERNILLA denkt nach. Entrückt?

Sie brach in plötzliches Lachen aus, ein lautes, ziemlich verrücktes Lachen, über das sie selbst mehr erschrak als ich. »Es ist wohl doch ein Schock«, stellte sie dann ernüchtert fest.

Daraufhin ging sie mit raschen Schritten auf einen barocken Sekretär zu, aus dessen Bauch sie eine Flasche Kognak und zwei Gläser hervorholte.

»Nehmen Sie auch einen?« Sie goss beide Gläser zur Hälfte voll und reichte mir eines.

»Es hätte schlimmer kommen können«, sagte ich.

Sie setzte sich in einen Fauteuil, zog die Beine an und stützte das Kinn auf die Knie. Das wirkte nun sehr privat, als wäre sie in ihr Nest gekrochen. Regungslos saß sie da, während sie auf das Glas in ihrer Hand starrte. Vielmehr: durch es hindurchblickte. Denn da war nun wieder dieser seltsam abwesende Ausdruck in ihrem Gesicht, in ihrer ganzen Haltung. Als hätte sich ihr Körper verflüchtigt, zurück blieb nur mehr eine Art Wolke, ein Destillat.

Ich fühlte mich nicht wohl in diesem plötzlichen Schweigen. Um diese Stille auszuhalten, hätte es einer anderen Vertrautheit zwischen uns bedurft.

»Ich werde jetzt gehen«, sagte ich. »Sie kommen zurecht?«

Sie nickte und setzte ihr Glas ab. »Ich begleite Sie hinaus.«

»Rufen Sie mich an, wenn ich irgendetwas für Sie tun kann. Meine Nummer steht auf der Karte. Sie haben doch meine Karte?«

Sie schaut mich an, als wüsste sie nicht, wovon ich spreche. Egal, ich gebe ihr noch eine, hier, bitte, sehen Sie, unter dieser Nummer erreichen Sie mich jederzeit. Jederzeit, ich bitte Sie. Was zum Teufel, denke ich noch, da malt sie mit ihrem Blick auch schon das Fragezeichen in die Luft, und daran muss dieses Ich-bitte-Sie jetzt natürlich hängen bleiben. Ein schwebender Halbsatz, der darauf wartet, zu Ende gesprochen zu werden. Sie will es wirklich wissen: Ich-bitte-Sie, Ich-bitte-Sie, lässt nicht locker, zwingt mich, den Satz zu wiederholen, um ihn vielleicht doch noch zu Ende zu bringen, und ich weiß natürlich, dieses blöde Ich-bitte-Sie wird nun so lange an seinem Fleischerhaken hängen, bis ich es in die Suppe werfe. Und sie macht sich auch noch lustig über mich mit ihrem staunenden Kleinmädchenblick. Wie lange will sie das Kunststück aufrecht halten? Ich bitte Sie, keine Ahnung, was ich sagen wollte. Ich schaue in ihr Gesicht, ob sich da vielleicht eine Antwort findet. Da sehe ich es, nämlich was für ein Gesicht sie hat. Was für ein Gesicht!, ein überwältigend schönes, ich muss es ihr sagen, Ihr Gesicht!, Ihr Gesicht!, will ich sagen, aber was soll sie darauf erwidern?, im scherzhaften Ton einer Frau, die es gewohnt ist, Komplimente anzunehmen. Du bist ein Esel. Besser, du bringst ihr einen Blumenstrauß, gleich am Montag, einen hübschen Blumenstrauß, das wäre mal ein Kompliment, das ein paar Tage anhält. Okay, Montag, Blumenstrauß, ist notiert, und bis dahin, wenn was ist: »Rufen Sie mich einfach an. Sie haben ja meine Karte. Hier, sehen Sie, das ist die Nummer. Sie können mich Tag und Nacht, ich bitte Sie, wann immer Sie wollen.«

2

Robert hatte mich zu einer Ausfahrt mit seinem Segelboot eingeladen. Gerade wollte ich mich auf den Weg zum Neusiedler See machen, da rief er an, um mir abzusagen. In der Nacht war Föhn aufgekommen. Der Wind sei zu stark, sagte er. Ich stand in der Küche, unschlüssig, ob ich die Sachen, die ich fürs Picknick besorgt hatte, wieder auspacken und in den Kühlschrank zurückstellen sollte. Der Tag hatte so schwungvoll begonnen, nun war auf einen Schlag die ganze Luft draußen. Was fing ich jetzt mit meiner Unternehmungslust an? Die Vorfreude auf die Segelpartie steckte noch in mir.

Ich räumte den Geschirrspüler aus und dachte an die Brigido. Ich hätte sie gerne besucht, aber es war Samstag, bestimmt wäre es ihr seltsam vorgekommen, wenn ich plötzlich vor ihrer Tür gestanden hätte. Am Montag würde ich sie wiedersehen. Ich überschlug, wie viel Zeit die Arbeiten in ihrer Wohnung beanspruchen würden, eine Woche, zehn Tage? Ich fand, zehn Tage waren das Mindeste, vielleicht ließen sich auch zwei Wochen daraus machen. Mir fiel plötzlich auf, dass das Geschirr schmutzig war, und ich räumte alles wieder in die Spülmaschine ein. Als ich damit fertig war, hatte der Drang, etwas zu unternehmen, noch immer nicht nachgelassen. Ich erwog, in die Stadt zu fahren und mich ins Kaffeehaus zu setzen, andererseits hatte ich aber keine Lust, unter Fremden zu sein.

Aus irgendeinem Grund schoss mir das Wort Entrümpeln ein. Das hörte sich wie ein Auftrag an, fand ich, und es gefiel mir dann, ein wenig im Haus umherzugehen und nach Dingen Ausschau zu halten, die vielleicht nutzlos geworden waren.

Dass ich seit einigen Jahren alleine lebte, hatte sich im Grunde ohne mein Dazutun ergeben. Ich muss wieder in die Stadt, hatte Therese eines Tages gesagt. Was sich nicht in Gehnähe zum ersten Bezirk befand, zählte für sie nicht mehr zur Stadt. In Windeseile war eine geeignete Wohnung gefunden, und ehe ich mich’s versah, waren die Möbelpacker gekommen und hatten ihre Sachen hinausgetragen. Veroni war natürlich mitgegangen. Sie war damals gerade dreizehn. Ein Mädchen in diesem Alter brauchte weder frische Luft noch erbauende Spaziergänge. Und schon gar nicht die sanfte Döblinger Nachtruhe. Ein Jahr oder zwei, nachdem die beiden ausgezogen waren, hatten Therese und ich festgestellt, dass damit auch unser Eheleben zu einem Ende gekommen war. Ohne Streit, ohne Kränkungen, ohne gegenseitige Schuldzuweisungen. Man würde meinen, ein so unaufgeregtes, eigentlich harmonisches Auseinandergleiten der Eltern wäre ein Glücksfall für das Kind. Das Gegenteil war der Fall gewesen. Veroni, die nicht verstand, was geschehen war, forschte nach Hinweisen auf einen Verrat. Als sie dahinterkam, dass kein triftiger Grund für unsere Trennung vorlag, dass sich diese sozusagen aus einer Laune heraus ergeben hatte oder eben aus der Unfähigkeit, dem launenhaften Gang der Dinge etwas entgegenzuhalten, war sie sehr aufgebracht. Dass wir aus freundschaftlicher Verbundenheit verheiratet blieben, war für sie der Gipfel der Heuchelei. Zu diesem Zeitpunkt gerade in ihrer ersten Liebe entbrannt, warf sie uns vor, wir seien morsch. Morsch, sie hatte tatsächlich dieses Wort benutzt. Dass wir nicht einmal die Mühe einer Scheidung auf uns nehmen wollten, fand sie das Allerletzte. Wir fühlten, dass sie im Recht war, und ließen uns daraufhin wirklich scheiden.

Die leer stehenden Zimmer machten das Haus ungemütlich. Was für uns drei ein Heim gewesen war, fühlte sich jetzt wie ein ausgeleierter Pullover an, der mir um den Leib schlackerte. Ich hatte mein Bett längst ins Arbeitszimmer hinuntergestellt und hielt mich im Grunde überhaupt nur noch im Erdgeschoß auf. Von den unbenutzten Zimmern hätte ich sofort ein paar weggegeben, sie an Nachbarn verschenkt, gerade jene in der oberen Etage, von denen bloß noch eines gelegentlich Verwendung fand, wenn Veroni hier übernachtete, was nicht oft geschah. In den meisten Zimmern befanden sich keine Möbel mehr, zu entrümpeln gab es hier nichts. Durch die leeren Räume gehend (vier Schlafzimmer, drei Bäder, was für ein Unsinn!), kam mir plötzlich der Gedanke, das obere Stockwerk abtragen zu lassen, um dem Haus eine passendere Größe zu geben. Ich war von meinem Einfall ganz hingerissen und eilte in den Garten hinaus, um mir eine Vorstellung von dem geköpften Haus zu machen. Der Garten war aber so verwildert, dass ich mich gar nicht weit genug vom Haus entfernen konnte, um es mit einem Blick zu erfassen. Das Gras stand hoch und war mit dornigem Gestrüpp durchsetzt. Eine Birke war wie aus dem Nichts gewachsen, an die drei Meter hoch, im Moment war ich überzeugt, jemand hätte sie aus böser Absicht eingesetzt.

Auf der Terrasse stand eine Garnitur Gartensessel, die Therese einmal angeschafft hatte. Da ihre Wohnung weder über eine Terrasse noch über einen Balkon verfügte, hatte sie sie hiergelassen. Die Sessel waren nicht bequem, weswegen ich sie damals gleich wieder weggeben wollte, was Therese natürlich nicht zugelassen hatte: schließlich waren es echte Designerstücke. Ich trat mit dem Fuß gegen einen der Sessel. Ein normaler Sessel wäre umgefallen. Dieser blieb stehen. Ich fasste den Entschluss, die Dinger bei Gelegenheit von der Caritas abholen zu lassen, und türmte sie aufeinander.

——

»Wo steckst du denn?«

Ich dachte, Veroni wollte mich auf den Arm nehmen, es war gerade einmal neun, ich saß im Café Stolpitzky und las die Sonntagszeitungen, aber sie hatte doch tatsächlich bereits gefrühstückt und wartete darauf, abgeholt zu werden. Der Veronitag begann sonst nie vor zwölf, weil sie am Samstag ausging und sich dann ausschlafen musste.

Als sie sich wenig später in den Beifahrersitz fallen ließ und mir einen Kuss auf die Wange drückte, war ich überrascht, dass eine junge Frau neben mir Platz genommen hatte, wo sie in Wirklichkeit doch erst fünfzehn war.

»Was ist?«, fragte sie mit diesem gewissen Unterton, der es mir ratsam erscheinen ließ, keine Fragen zu stellen.

»Mir scheint, du bist schon wieder gewachsen«, sagte ich.

Erst lächelte sie, dann zog sie plötzlich eine Grimasse. »Und, was machen wir?«

Unsere gemeinsamen Sonntage ließen sich nicht im Voraus planen. Früher war es einfach gewesen, wir zogen gemeinsam los, besuchten eine Ausstellung, aßen zu Mittag ein Schnitzel und verbrachten den Nachmittag je nach Jahreszeit und Witterung im Kino oder im Kritzendorfer Strombad. Für Freibad und Kino hatte sie jetzt ihre Freundinnen, und Ausstellungen interessierten sie vorläufig nicht mehr, während sie mit acht, neun Jahren noch stolz gewesen war, den Spielplätzen der umliegenden Parks, dem Schönbrunner Zoo und dem Haus des Meeres entwachsen zu sein und mich mit Begeisterung in die Gemäldegalerie begleitet hatte, auch ins Kunsthistorische, ja sogar ins Hofmobiliendepot, etwa um sich eine Ausstellung zum Werk Jean Prouvés anzusehen, die sie damals sehr beeindruckt hatte, was sie inzwischen allerdings bestritt. Es war leicht gewesen, ihr die Kirche von Wotruba schmackhaft zu machen oder sie für Giulianis tanzende Skelette in Heiligenkreuz zu begeistern: damals, als ich noch ihr Papi gewesen war. Nun nannte sie mich Illo, was aus ihrem Mund irgendwie beunruhigend klang.

Der Landschaftsgarten von Schloss Laxenburg gehörte seit langem zu unseren liebsten Ausflugszielen. Als Veroni auch heute zustimmte, dorthin zu fahren, freute ich mich sehr. Es war ein föhniger Herbsttag und die Luft war gesättigt von jener aufdringlichen Wärme, die keinen Unterschied zwischen Licht und Schatten kennt. Obwohl der Park bei unserer Ankunft menschenleer wirkte, schlugen wir aus Gewohnheit den wenig begangenen Weg zum Concordiatempel ein. Veroni hakte sich bei mir unter, und wir gingen eine Weile stumm nebeneinander her, die Sonne im Gesicht, Veroni mit geschlossenen Augen, sich von mir führen lassend.

Ich sagte ihr, wir würden am Nachmittag dann zum Hunyady-Gedenkrennen gehen. Sie hielt erstaunt inne, und ich musste sie daran erinnern, dass sie mir im Vorjahr noch auf der Trabrennbahn das Versprechen abgenommen hatte, die Veranstaltung dieses Jahr wieder zu besuchen. »Ach ja?«, machte sie. Sie hatte es vergessen. Ich verriet ihr nicht, dass ich selbst nur zufällig beim Frühstück in der Zeitung daran erinnert worden war.

Im Weitergehen erzählte ich ihr von meiner Absicht, das Haus zu verkaufen. Ich dachte, sie hätte ein Recht, es zu erfahren. Sie wusste es bereits. Therese habe gemeint, es wäre eine große Dummheit, das Haus wegzugeben, sagte Veroni, weil das Geld, liege es einmal auf der Bank, überhaupt nichts mehr wert sei, und dass im Übrigen heute jedermann in Immobilien investiere. Sie wollte dann trotzdem wissen, was ich mit dem Erlös vorhätte. Darüber hatte ich bisher nicht nachgedacht. Mein Entschluss, das Haus zu verkaufen, war ja erst gestern gefallen. Die Überlegung musste im Verborgenen allerdings schon länger in mir geschlummert haben, denn ich spürte sofort, dass die Entscheidung richtig war.

Veroni wunderte sich, als sie hörte, dass ich in die Mölkerbastei ziehen wollte, die Wohnung schien ihr zu klein. Tatsächlich hatte ich bisher nie daran gedacht, sie für mich selbst zu nutzen, nun fand ich aber Gefallen an der Vorstellung, mich auf sechzig Quadratmeter beschränken zu müssen.

»Und was machst du mit den ganzen Sachen?«, wollte Veroni wissen.

Ich lud sie ein, gelegentlich vorbeizukommen und jene Möbel auszuwählen, die sie später, wenn sie ihre eigene Wohnung hätte, übernehmen wollte. Ich plante ohnedies einen Lagerraum zu mieten, wo man sie solange einstellen könnte. Dort kämen weitere Dinge hin, zum Beispiel die Bilder, für die in der Mölkerbastei kein Platz war. Ich hatte sie gestern bereits abgehängt und in eine Ecke gestapelt. Auch die Nägel hatte ich entfernt, an denen sie aufgehängt gewesen waren. Schließlich hatte ich sogar einige Möbel zusammengeschoben und die Teppiche im Salon eingerollt, um den Entschluss, das Haus zu veräußern, noch einmal zu bekräftigen. Veroni lachte, als ich ihr davon erzählte.

Über die steinerne Brücke gelangten wir zur Imbissbude am Ufer des großen Teiches, wo Veroni eine Semmel kaufte, um die Karpfen zu füttern. Die zeigten sich aber nicht. Man sagte uns, die Fische hätten sich in ihr Winterquartier beim Ausfluss des Teiches zurückgezogen. Veroni schlug vor, ein Elektroboot zu mieten, um sie dort zu besuchen. Während ich es mir auf der hinteren Bank bequem machte, setzte sie sich ans Steuer und manövrierte das Boot aus der Anlegestelle. Den See hatten wir für uns alleine. Im Schilf räbten die Wildenten, und gelegentlich flatterte ein Reiher auf, sonst war es still. Als Veroni die Geschwindigkeit verringerte, um unter der Römischen Brücke durchzufahren, kam eine kleine Schwanenflottille dahergepaddelt und begleitete uns ein Stück. Ein paar Minuten später drehte Veroni plötzlich ab und wendete das Boot. Ich fragte, ob sie denn nicht bis zur Marianneninsel fahren wolle.

»Das Boot ist viel zu langsam«, sagte sie. »So macht es keinen Spaß.«

Wir aßen am Schlossplatz zu Mittag. Veroni zersäbelte ihre Palatschinken und putzte sie in Windeseile weg, um dann mit gequältem Blick zu verfolgen, wie ich meine Gans zerlegte. Zweimal sprang sie auf, angeblich, um auf die Toilette zu gehen, in Wahrheit, um zu telefonieren. Sie war verabredet. Um zwei, im Prater. Es war halb zwei. Ich sagte ihr, dass sie jedenfalls zu spät kommen würde, alleine die Fahrt in die Stadt dauerte so lange, und dass ich außerdem keine Lust hätte, mein Essen stehen zu lassen. Und was war denn nun mit dem Hunyady-Rennen?

»Du willst da wirklich hin?«

Ich gab mir keine Mühe, meinen Ärger zu verbergen. Veronis Sonntag gehörte mir, ich hatte sie bis achtzehn Uhr gebucht, dann würde ich sie nach Hause bringen, so war es ausgemacht.

»Illo, bitte …«

Erst jetzt fiel mir auf, dass sie Wimperntusche aufgetragen hatte. Überhaupt schien sie aufgebrezelt wie für den Kirchtag.

ILDEFONS Mit wem bist du verabredet?
VERONI Was?
ILDEFONS Hast du einen Freund? Kurze Pause. Nun, sag schon.
VERONI Okay. Er heißt Max, also eigentlich Maximilian.
ILDEFONS Schön.
VERONI Was soll das nun wieder heißen?
ILDEFONS Ein großer Name.
VERONI Du bist gemein, du kennst ihn nicht.
ILDEFONS Wie alt ist er?
VERONI Warum fragst du?
ILDEFONS Es interessiert mich eben. Ich bin dein Vater.
VERONI Er ist ein bisschen älter als ich.
ILDEFONS Nun rück schon raus damit, wie alt?
VERONI Achtzehn.
ILDEFONS Achtzehn?! Du bist erst fünfzehn!
VERONI Sechzehn! In zwei Wochen.
ILDEFONS Na gut, also sechzehn.
VERONI Ist doch nicht schlimm.
ILDEFONS Nein, hast recht.
VERONI Die Mami weiß nichts davon.
ILDEFONS Mami?
VERONI Ja, und?
ILDEFONS Was ist mit ihr, hat sie einen Freund?
VERONI Frag sie selber.
ILDEFONS Also ja.
VERONI Nope. Sie hat sich die Beine nicht rasiert, seit wir zuletzt schwimmen waren.

Maximilian war der Bruder einer Schulfreundin, er studierte auf der Graphischen und wohnte im neunten Bezirk, nicht weit von meinem Büro. Mehr wollte Veroni nicht preisgeben.

»Ich fände es nett, wenn du ihn mir vorstellen würdest«, sagte ich.

Die Trabrennbahn befand sich gleichfalls im Prater, ich schlug deshalb vor, dass wir uns das Rennen gemeinsam ansahen. Veroni schien von der Idee nicht begeistert, willigte aber immerhin ein, Max den Vorschlag zu unterbreiten, und während ich mich wieder meiner Gans zuwandte, ging sie nach draußen, um mit ihm zu verhandeln.

Nach fünf Minuten kam sie zurück und teilte mir mit, dass er einverstanden sei.

»Du gibst uns doch Geld für die Wette?«

Auf der Fahrt in die Stadt telefonierten die beiden ohne Unterbrechung. Veroni wollte von Max wissen, wie er den Vormittag verbracht hatte, und erzählte ihm ihrerseits, was sie getan hatte, allerdings ohne mich nur ein einziges Mal zu erwähnen. Dazwischen gab sie ihm unsere jeweilige Position durch. »Ich bin jetzt auf der Tangente«, sagte sie. Zehn Minuten später hieß es: »Jetzt komme ich auf die Schüttelstraße.« Ich drehte das Radio auf, um sie zu zwingen, das Gespräch zu beenden. Da ließ sie das Seitenfenster herunter, streckte den Kopf hinaus und schrie: »Blöde Ampel, schon wieder rot!«, so laut, dass die Leute auf dem Gehsteig sich nach uns umwandten.

Der große Preis hatte viele Leute in die Krieau gelockt. Bei unserer Ankunft waren die ersten Rennen schon gelaufen, der Boden vor den Wettschaltern mit weißen Zetteln übersät. Das Hunyady war an sechster Stelle angesetzt, es blieb noch etwas Zeit, die Teilnehmer zu studieren. Ich besorgte ein Programm und folgte dann Veroni und Max nach draußen, die gleich zur Bahn gegangen waren, um sich die Parade der nächsten Teilnehmer anzusehen.

Inzwischen war der Föhn eingebrochen. Der Himmel hatte sein freundliches Blau behalten, doch aus der Ferne trieb ein eisiger Wind Regenwolken heran, die so tief über die Stadt zogen, als würden sie die Dächer streifen. Vor der herannahenden Wolkenwand wirkte das filigrane Stahlskelett des Zielrichterturms zart wie ein Vogelkäfig. Wegen der plötzlichen Kälte hielten sich nur mehr wenige Leute im Freien auf, auch wir gingen nun hinein. Veroni wollte gleich beim nächsten Lauf eine Wette setzen. Ich riet zu einer Platzwette. Max meinte, bei der Platzwette sei die Gewinnquote ein Witz. Er studierte die Statistiken und entschied sich nach kurzem Abwägen für eine Siegerwette auf Madison Mo, während Veroni zu Mister Spock hielt. Ich drückte jedem einen Euro in die Hand und schickte sie zum Wettschalter.

Auf der Tribüne hätten wir eine bessere Sicht auf die Bahn gehabt, aber die beiden fühlten sich in Gesellschaft der kleinen Zocker offenbar wohler, und so blieben wir im Erdgeschoß, bei dieser seltsamen Gesellschaft von Einzelgängern. Hier hielt man Abstand zueinander, um das mit geheimen Chiffren bekritzelte Programmheft vor fremden Blicken zu schützen, während man auf den Monitoren gleichzeitig die Entwicklung der Quoten verfolgte. Kurz vor Annahmeschluss wurden alle von einer plötzlichen Fiebrigkeit ergriffen, Zigaretten fielen zu Boden, die Programmhefte eingerollt, und alles drängte zu den Schaltern, wo die Angestellten die Wetten entgegennahmen, um sie mit gleichgültiger Routine in die Tasten ihrer Maschinen zu tippen.

Das vorige Rennen war etwas chaotisch verlaufen, und auch dieses begann mit einem Fehlstart.

»Immerhin, sie laufen in dieselbe Richtung«, raunte ein Mann neben mir, als es dann doch noch klappte. Nach zwölfhundert Metern übernahm Spock, der gerade Sause Eliza hinter sich gelassen hatte und nun eng an der Innenkante lief, die Spitze von Savoya, nachdem dieser wie auch November Jet in Galopp verfallen und ausgeschieden war. Dann passierte Spock derselbe Fehler, und am Ende war es tatsächlich Madison Mo, der das Rennen um Haaresbreite für sich entschied und Max damit fünfzehn Euro einbrachte. Für Veroni war Max der Sieger, sie überschüttete ihn mit Glückwünschen, als wäre er das Rennen selbst gelaufen. Ich konnte ihnen nicht verdenken, dass sie übermütig wurden. Sie setzten fünf Euro auf John Wayne, es gewann Hatschmaham. Sie probierten es mit Royal Flush, das Rennen ging an Wall Street. Nachdem auch Lancelot nichts einbrachte, waren die fünfzehn Euro wieder weg. Um sie aufzumuntern, lud ich sie ins Café ein und bestellte dort drei kleine Flaschen Bier, eine joviale Geste, die ins Leere lief. Veroni verlangte nach einem Kracherl, Max wollte gar nichts, das Wettfieber hatte ihn gepackt, er studierte bereits die Teilnehmer des Hunyady-Rennens.

Die Quoten favorisierten den Fahrer Hugo Langeweg jr., der bereits in den beiden Vorjahren gewonnen hatte, zuletzt mit Venividivici Joe. Diesmal ging er mit dem fünfjährigen Schweden Global Money an den Start. Veroni bettelte, ich solle ihnen noch einmal Geld für eine Wette geben, diesmal wollten sie gemeinsam auf ein Pferd setzen. Als die Aufforderung für die Platzierung der Wetten ertönte, schwankten sie noch zwischen Global Money und Last Man Standing. Mein Telefon klingelte. Es war eine unbekannte Nummer. Vielleicht die Brigido, dachte ich und hob ab, aber es war die Stimme eines Mannes. Ohne mir seinen Namen zu nennen, wollte er wissen, ob ich eine gewisse Alexandra Sindelar kennen würde. Ich kannte sie, wir hatten vor einiger Zeit eine Liebschaft miteinander gehabt. Das war schon ein paar Jahre her, trotzdem erfasste mich sogleich die Befürchtung, der Mann wolle mir Schwierigkeiten machen, und während ich noch überlegte, ob es vielleicht klug wäre, zu verneinen, wiederholte er seine Frage langsam und eindringlich, als wollte er mich ermahnen, die Wahrheit zu sagen. Da er offenbar Bescheid wusste, erwiderte ich, ja, natürlich würde ich Alexandra kennen, worauf er mir mitteilte, dass sie am Vortag verstorben sei.

»Ich dachte, Sie sollten das wissen«, fügte er hinzu.

»Ich danke Ihnen«, sagte ich und legte auf.

Ich stehe in der leer gefegten Halle, aus den Lautsprechern kläfft die heisere Stimme des Kommentators. Das Rennen ist also bereits im Gange. Ich eile nach draußen. Dort Geschiebe und Gedränge, die Stimmung aufgeheizt. Ich zwänge mich durch die Leute und gelange über die Treppe auf die Terrasse. Auch hier steht alles dicht gedrängt. Die Pferde schießen aus der Messekurve, ziehen vor den Tribünen durch, die Zuschauer stellen sich auf die Zehenspitzen. Diesmal ist das Feld sehr kompakt, das Trappeln der Hufe dröhnt viel lauter als bei den vorigen Rennen, es ist ein lang gezogener, wütender Trommelwirbel, der Pferde Zorn über diese unmögliche Gangart, die sie daran hindert, noch schneller zu laufen. Ich sehe mich um, ohne zu wissen, nach wem ich eigentlich Ausschau halte.