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Jad Turjman

Wenn der Jasmin
auswandert

Die Geschichte meiner Flucht

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

www.residenzverlag.at

© 2019 Residenz Verlag GmbH

Salzburg – Wien

Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten.

Keine unerlaubte Vervielfältigung!

Umschlaggestaltung: Thomas Kussin

Umschlagbild: Jad Turjman

Autorenfoto: Foto Flausen

Typografische Gestaltung, Satz: Lanz, Wien

Lektorat: Maria-Christine Leitgeb

ISBN ePub:

978 3 7017 4607 1

ISBN Printausgabe:

978 3 7017 3480 1

Inhalt

Vorwort

Mein Wecker

Der Todesbrief

Jasmin

Zwei Tage

Schallplattenweitwurf

Männer weinen nicht

Der schwarze Anzug

Staatenlos

Lebenswille

Doppeltes Spiel

Ihre Stimme …

Angenehme Besatzung

Schwimmweste

Zum gelben Licht

Die Piraten der Ägäis

Nicht mehr alleine

Auf ein Neues

Griechenland

Landsleute im Exil

Nationalstolz

Französischer Stil

»Si, si!«

Flüchtling

Botschaften

Das böse Auge

Rollstuhl

Stromausfall

Griechischer Plan

Alltag eines Krieges

Glückstag

Ich bin der gewählte Anführer

Ein einziges Herz bleiben

Mazedonien betreten

Der fünfte Schutzengel

Flüchtlinge auf der Flucht vor dem Schlepper

Blitzerinnerungen

Entführung – Teil 1

Entführung – Teil 2

Atemberaubende Fahrt

Wehmütige Sehnsucht

Zähl bis zehn, bevor du entscheidest!

Das ist nicht mein Krieg

Schmiergeld sei Dank

Dick und Doof

Marillenknödel oder das Ende!

Nachwort

Vorwort

Die Diskussion um die Flüchtlinge ist nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa eine virulente. Meist werden dabei alle, die ihre Heimat verlassen mussten, über einen Kamm geschert. Oft wird generalisiert. Selten werden individuelle Geschichten erzählt. Und fast immer wird über die Flüchtlinge, selten wird mit ihnen gesprochen.

Die absolute Ausnahme ist es, wenn die Flüchtlinge das Erzählen ihrer Geschichte selbst in die Hand nehmen. Dabei können sie selbst betonen, was sie an ihrer eigenen Geschichte wichtig und erzählenswert finden. Sie können nicht nur den aktiven Teil der Flucht schildern, sondern auch all die Gedanken, die sie bei der Abreise, bei der turbulenten Flucht und bei der Ankunft begleiteten.

Ich habe selbst als Journalist in der arabischen Welt viele Fluchtgeschichten gehört und habe vieles davon aufgeschrieben und versucht wiederzugeben. Dabei hat es durchaus oft etwas Sinnstiftendes, Menschen ein Gehör zu verschaffen, die normalerweise nicht gehört werden, in der Hoffnung, dass individuelle Geschichten über Leid, Unterdrückung und Flucht etwas in den Köpfen bewegen. Aber diese Arbeit hat immer ein Manko, das allen journalistischen Reportagen und Schilderungen anhaftet: Es sind Geschichten, wiedererzählt – aus zweiter Hand. Authentizität ist etwas, das jeder Journalist sucht, aber es gibt nichts Authentischeres, als wenn die Objekte, über die berichtet wird, zu Subjekten werden, die sich selbst Gehör verschaffen und bestimmen, was sie, etwa über ihre Flucht, anderen mitteilen wollen – aus erster Hand.

Dass es im deutschsprachigen Raum bisher nur wenige selbst gestaltete Schilderungen von Flüchtlingen über ihre Flucht gibt, hat sicherlich auch mit der Sprachbarriere zu tun. Und wahrscheinlich werden in den nächsten Jahren mit zunehmendem Spracherwerb diese Flüchtlingsgeschichten bei den Sachbüchern und in der Literatur ein eigenes Genre werden. Aber noch sind sie die große Ausnahme.

Eine dieser rühmlichen Ausnahmen liegt nun vor Ihnen. Geschrieben ist das Ganze von einem jungen Syrer, den ich vor Kurzem bei einer Veranstaltungsreihe des Landes Salzburg kennenlernen durfte. Wir beide hatten die Ehre, fast einen ganzen Tag lang zu der Gruppe von mehreren hundert Schülern im Pinzgau zu sprechen. Dabei fiel mir auf, wie engagiert, aber auch, für seine kurze Anwesenheit in Österreich, wie eloquent Jad versuchte, seine eigene Fluchtgeschichte den Schülern nahezubringen, die ihm lange aufmerksam zuhörten. Für diese jungen Menschen war es offensichtlich eine einzigartige Erfahrung, die Geschichte einer Flucht aus dem Mund eines Flüchtlings selbst zu hören. Ich glaube oder, besser gesagt, ich hoffe, Jad hat an diesem Tag viele Köpfe bewegt.

Phänomenal fand ich schon damals, wie gewandt Jad seine Geschichte in seiner gerade frisch erlernten Sprache Deutsch formulieren konnte. Vieles von dem, was er beschreibt, habe ich in Kriegsgebieten selbst erfahren. Etwa seine Schilderung von den »elastischen Seelen«. Besser lässt sich das Phänomen der Lebensnormalität im Krieg kaum ausdrücken. Die elastische Seele gewöhnt sich an fast alles. Jads Seele hat es auch in Damaskus im Kriegszustand ausgehalten, er hat im Stadtmagistrat gearbeitet, in einem Büro, in dem Menschen Schadenersatz für ihre zerstörten Häuser beantragen konnten. Er war also diesem Krieg im Kopf jeden Tag ausgeliefert. Einmal war er sogar von einer Al Kaida-nahen Gruppe für Lösegeld entführt worden, während im Nebenzimmer andere Gefangene exekutiert wurden. Ein anderes Mal fand er sich Gott sei Dank nur als zufälliger und unbeteiligter Besucher in einem der Folterkeller des Regimes wieder. Jedes dieser Erlebnisse ist so weit jenseits der österreichischen Erfahrungswelt, dass die Leserinnen und Leser wahrscheinlich Schwierigkeiten haben, sich solche Szenen überhaupt vorstellen zu können. Da ist der brutale Syrien-Krieg plötzlich zum Anfassen. Für Jad waren das nur weitere Tests für seine elastische Seele.

Sein eigentlicher Fluchtgrund war dann so banal wie der vieler junger syrischer Männer, die in den Regimegebieten leben. Als der Einberufungsbefehl in Assads Armee ins Haus geflattert kam, kam auch der Moment, in dem sich der junge Mann entscheiden musste, nicht nur, ob er sein Leben riskieren, sondern auch, ob er zum unfreiwillig eingezogenen Mittäter des Regimes werden wollte. »Das war nie mein Krieg«, rechtfertigt Jad seine Entscheidung im Buch mehrmals.

Man hat ihn zu diesem Zeitpunkt schon ganz gut kennengelernt, sein Berufs- und sein Familienleben, seine Freundin in Damaskus, als der aufregende Teil des Buchs beginnt und Jad die Leserinnen und Leser bei seiner Flucht über den Libanon, die Türkei und dann quer durch Europa mit an die Hand nimmt. Man fühlt sich dabei ein wenig wie ein Voyeur einer verzweifelten Flucht und taucht ein in die faszinierende Welt aus Enttäuschungen und Erfolgen, immer reflektiert durch die Gedanken des Flüchtlings Jad. Es ist keine Schwarzweißwelt, die da präsentiert wird, etwa die ambivalente Dynamik zwischen Flüchtlingen und Schlepper. Da trifft man immer wieder jene skrupellosen Menschen, die die Flüchtlinge wie Ware behandeln, die gleichzeitig aber für sie oft das einzige Ticket sind, weiterzukommen. Dabei hat jeder Schlepper auch einen Ruf, von dem er lebt und der ihm neue Ware beschert. »Der Schlepper lebt von seinem Ruf wie der Politiker vor der Wahl«, schreibt Jad. Wir treffen Sicherheitsleute, die Flüchtlinge verprügeln, und andere, die oft menschlich ein Auge zudrücken. Und wir lernen die fünf Schutzengel kennen, wie Jad sie selbst bezeichnet, ohne die er wohl nie in Österreich angekommen wäre. Mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten.

Kairo, 3. Dezember 2018, Karim El-Gawhary

Einen großen Teil des Manuskripts habe ich auf dem dreieinhalbstündigen Flug zwischen Kairo und Wien gelesen, komfortabel zurückgelehnt in der wohltemperierten Kabine, unterbrochen von einer kleinen Speise. Der Flug ging über Griechenland, Albanien, Mazedonien, Serbien und Ungarn nach Wien. Beinahe die gleiche Strecke, die Jad so mühsam und voller Strapazen im Winter am Boden zurücklegen hat müssen, nur weil er den falschen Pass besitzt und ihm nur illegale Fluchtwege offengestanden sind. Es war ein Weg, der ihn ein Vielfaches meines Flugtickets gekostet hat.

Genau über dem Mittelmeer kam ich zu den Kapiteln, in denen Jad seine Fahrten mit dem Schlauchboot von der Türkei nach Griechenland beschreibt. Bei einem seiner gescheiterten Versuche kommt ein kleines Kind ums Leben. Jad versucht zu begreifen, was passiert ist, da sagt der Flugkapitän eine kurze Turbulenz an, fordert die Passagiere zum Anschnallen an und entschuldigt sich für die Unannehmlichkeit. »Ist den Europäern eigentlich bewusst, was sie allein durch die Tatsache, auf diesem Kontinent geboren worden zu sein, geradezu geschenkt bekommen haben?«, fragt Jad in diesem Buch. Er sei geflüchtet, weil in seinem Land Krieg herrscht. Kaum ein Land sei im Laufe seiner Geschichte vom Krieg verschont geblieben. »Was ist also das Beschämende daran, dass es diesmal uns getroffen hat?«, hakt er nach. Nichts, möchte man antworten, beschämend ist eigentlich nur … dann gibt der Flugkapitän Entwarnung, die kurze Turbulenz ist vorüber, die Anschnallzeichen sind wieder ausgeschaltet. Laut dem Bildschirm im Sitz erreichen wir den europäischen Luftraum und die Südspitze des griechischen Festlandes. Noch zweieinhalb Stunden bis zur Landung in Wien.

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Ich bin der Damaszener.
Ich bin derjenige, der seine Stadt ohne Abschied flüchtig verließ.
Wie oft hörten wir schon von Liebesgeschichten, in denen die lebendige Liebe freiwillig begraben wurde. Ich ging, aber meine Seele hat es verweigert, mir zu folgen, und blieb in der Nähe des Jasmins
.
Damaskus … Obwohl ich es wagte, dich zu betrügen, hat es diese hübsche Blondine nicht geschafft, mich den Geruch des Jasmins vergessen zu lassen.

JASMINERISCHE LIEBE
JAD TURJMAN

Mein Wecker

Wenn ich mir vorzustellen versuche, wie eine Heimat aussieht, versuche ich danach, meinen Platz in dem Bauch meiner Mutter zurückzuerobern.
NIZĀR QABBĀNĪ

Mein Bett wackelt. Man soll jetzt nicht gleich das eine denken, das wäre sowieso das Falsche, denn bei uns muss die Frau als Jungfrau in die Ehe gehen, und der Mann eigentlich auch … Mein Bett wackelte – unabhängig vom Krieg – immer wieder. Denn vor dem Krieg hatte unser Nachbar Ammar, der unter uns wohnte, eine moderne Musikanlage mit riesigen Boxen. Die Österreicher feiern üblicherweise nur am Wochenende, aber er hatte seine Anlage jeden Tag in voller Lautstärke aufgedreht, und das hieß für uns: Man musste jederzeit mit einem Erdbeben rechnen. Und mit einem wackelnden Bett. Denn wenn er gut drauf war – und das war er immer –, machte es für ihn keinen Unterschied, ob es Tag oder Nacht war.

Zum Glück kann man bei uns niemanden wegen zu lauter Musik anzeigen, das heißt, theoretisch kann man das schon, aber es wird nicht ernst genommen. Und das einfach deshalb, weil die Polizei anderwärtig genug ausgelastet ist, nämlich mit Matetee. Matetee ist das Getränk der Polizei und der Beamten in Syrien, so wie es Bier für die Bauarbeiter in Österreich ist. Mittlerweile bauen unsere Polizeibeamten das Teetrinken als festes Ritual in ihren Berufsalltag ein. Wenn die Polizei wegen eines Konflikts geholt wird, während die Beamten mit ihrem Matetee beschäftigt sind, muss man entweder warten, bis sie ausgetrunken haben, oder sie schenken dir, wenn sie dich sympathisch finden, auch einen Matetee ein.

Das Erstaunliche an Syrien: Trotz der Bequemlichkeit der Polizisten war Syrien vor dem Krieg eines der sichersten Länder der Welt. Laut einer Statistik des Global Peace Index aus dem Jahr 2010 lag Österreich nach Neuseeland an zweiter Stelle, und Syrien lag tatsächlich an zwölfter Stelle. Wenn man die Polizeileistung von damals in Betracht zog, versteht man, warum wir Syrer verblüfft waren, dass unser Land bemerkenswert sicher war. Man vermutete damals, dass der liebe Gott sich heimlich eingemischt und alles reguliert hat. Inzwischen liegt Syrien am Ende dieser Liste und gilt als das gefährlichste Land der Welt. Fraglich bleibt, warum der liebe Gott nicht mehr für uns sorgt. Vermutlich hat er momentan andere Länder lieber!

Die dröhnende Musik gehörte in unserem Wohnhaus also zum Alltag. Da Ammar ein guter Freund von mir war, beschwerte ich mich nie darüber. Immerhin hatte er jeden Tag in der Früh für uns Fairuz gespielt. Fairuz ist eine libanesische Sängerin, deren Lieder im Nahen Osten jeden Tag in der Früh als festes Ritual auf allen Radiosendern gespielt werden. Damals nannte ich Ammar »meinen Wecker«. Mit Ausbruch des Krieges haben andere diese Weckfunktion übernommen.

Unser Wohnhaus stand in einer optimalen Hanglage mit einer wunderbaren Aussicht auf Damaskus und seine Umgebung. Wir wohnten am Fuß des Berges Qasiun, umgeben von herrlichen Gärten, die reich an zwitschernden Vögeln waren. So mancher hat uns um diese wunderbare Wohnlage beneidet. Leider war diese Lage auch für das Militär ideal, um die Gegner am Rande von Damaskus anzugreifen. Nur dreihundert Meter von unserem Haus entfernt wurden unzählige Panzerkanonen installiert.

Es war herzzerreißend zuzusehen, wie sich mein Geburtsort, in dem ich aufgewachsen war und in dem ich all die wunderschönen Begebenheiten meiner Kindheit, an die ich mich so gerne erinnere, erleben hatte dürfen, zu einem Schlachtfeld umwandelte. In dieser Gegend stecken Tausende Erinnerungen an meine Jugend. Hier machte ich mit zwölf Jahren einer Mitschülerin meinen ersten Heiratsantrag. Lediglich an die Reaktion ihres religiösen und äußerst konservativen Vaters erinnere ich mich nicht gerne: Er schimpfte heftig mit mir und schickte sie am nächsten Tag mit Kopftuch in die Schule.

Nun also wackelte mein Bett aus einem anderen Grund weiter. Und nicht nur mein Bett, sondern das ganze Wohnhaus. Die Fensterscheiben zerbrachen regelmäßig durch den Druck der Detonationen. Mein Vater gab es nach einiger Zeit auf, die Glasscheiben immer wieder zu erneuern. Stattdessen wurden die Fenster mit Plastikfolien abgedichtet. So konnte, so musste man sagen: »Ich habe meinen Wecker verstellt«, weil dieser Wecker rund um die Uhr losging, weil rund um die Uhr ununterbrochen geschossen wurde.

Aber all das hat die Vögel in den Gärten meiner Nachbarschaft nicht abgehalten, nach wie vor in der Früh zu singen. Abgehalten von seinem gewohnten Leben mit viel Musik wurde nur mein Nachbar Ammar, er konnte uns nicht mehr mit seiner Musikanlage beglücken, weil er gezwungenermaßen in den Krieg gezogen war. Mittlerweile habe ich erfahren, dass er angeschossen wurde, und während ich hier schreibe, in Aleppo im Krankenhaus liegt.

Trotzdem waren wir zu dieser Zeit dankbar, dass wir durch den Kriegslärm nur belästigt wurden und die Bomben nicht bei uns einschlugen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als zum ersten Mal geschossen wurde. Es war so laut, dass ich das Gefühl hatte, mein Kopf würde zerspringen. Wir waren Karten spielen bei einem Freund. Plötzlich fielen die Karten bei einem lauten Einschlag aus meiner Hand auf den Boden. Der Knall war so laut, so nah und mächtig, dass wir glaubten, das Haus sei von Bomben getroffen worden. Wie wir später erfuhren, war das nur der Beginn des Kriegslärms, nämlich das Abfeuern der stationierten Panzerkanonen. Zunächst waren wir für einen kurzen Augenblick wie erstarrt. Dann liefen wir alle, ohne uns voneinander zu verabschieden, aus der Wohnung und fuhren wie verrückt nach Hause. Dabei stellte ich fest, dass ich direkt mit Michael Schumacher konkurrieren hätte können: Den Heimweg, für den ich normalerweise zehn Minuten brauchte, schaffte ich an diesem Tag in weniger als drei. Ich war krank vor Sorge, dass es meiner Familie nicht gut gehen könnte.

Nach einiger Zeit gewöhnten wir uns an die Kriegsgeräusche. Sie ersetzten bei den folgenden Kartenabenden die Musik. Obwohl sich die Lage dramatisch verschlechterte und immer mehr Kriegsgeräte eingesetzt wurden, spielten wir weiter, und bald schenkte keiner mehr den erschreckenden Geräuschen viel Aufmerksamkeit. Die einzige Ausnahme bildete der Lärm der Luftwaffe. Daran konnte ich mich nicht gewöhnen. Jedes Mal, wenn die Flugzeuge sehr niedrig flogen – und sie flogen immer sehr niedrig –, zuckte ich zusammen. Es war einfach unglaublich laut. Die Aussicht aus unserer Wohnung ermöglichte mir ein detailliertes Beobachten. Ich bekam alles mit, es war wie in einem Actionfilm – wie sie flogen, welche Strategien sie verwendeten, wo sie angriffen, welche Zerstörungen ihre Angriffe verursachten.

Eine dieser Szenen werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen: Die Rebellen schafften es, einen Hubschrauber abzuschießen. Der Helikopter begann in der Luft zu brennen und fiel wie eine angeschossene Taube in Richtung unserer Nachbarschaft. Ich hatte das Gefühl, dass diese Feuerkugel auf meinen Kopf fallen würde. Kurz vor dem Aufprall warf sich einer der Piloten brennend aus dem zerstörten Fluggerät.

Nicht nur dieser Hubschrauber landete in unserer Nachbarschaft, sondern auch viele von den Rebellen abgeschossene Raketen, die oft ihr Ziel verfehlten. Anstatt die Militärstationen zu attackieren, schlugen sie bei uns ein. Dabei wurden viele unschuldige Zivilisten verletzt und getötet. Dasselbe geschah natürlich auch so durch die Angriffe des Militärs in jenen Gebieten, in denen sich die Rebellen versteckten.

Der Krieg brachte uns vieles bei. Wir lernten auch, zahlreiche Dinge zu schätzen, die wir vorher als selbstverständlich angesehen hatten, etwa einmal auf der Straße spazieren gehen zu können, ohne dabei Angst zu haben, von einer Rakete getroffen zu werden. Auch erfuhr ich, wie unglaublich wichtig mir die Familie war. Wir alle entdeckten die in uns versteckte Kraft, eine unendlich elastische Seele zu besitzen, die es möglich machte, diesen Krieg auszuhalten und uns dem neuen Lebensstil anzupassen. Ich weiß nicht, ob nur wir Syrer diese Gabe haben, oder ob die ganze Menschheit so wandlungsfähig ist und bei Gefahr diese plötzlich auftauchende Überlebenskraft hervorbringt. Trotz allem hatten wir den unbändigen Willen weiterzuleben. Es war unglaublich, wie das Leben trotz dreier Jahre Krieg fast normal weiterging.

Weiterleben zu wollen war auch eine Entscheidung, die ich nach meinem ersten Trauma traf. Selbst meine Entführung und die Folterung schafften es nicht, mir mein Lachen zu nehmen. Ja, ich wurde entführt und gefoltert. Alles, was ich diesbezüglich im Moment erwähnen kann, ist, dass ich der Einzige von fünf Menschen bin, der aus dem dunklen Keller lebend herauskam.

Der Todesbrief

Manche Menschen glauben, Durchhalten macht uns stark.
Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen.
HERMANN HESSE

Ich wache auf, mein Bett wackelt schon wieder. Aber das Krachen ist nicht mehr so erschreckend. Ich habe mich daran gewöhnt. Heute ist Sonntag, der 5. November 2014, ein Datum, das mein Leben endgültig verändern wird. Am Sonntag beginnt bei uns eine neue Woche. Ich habe keine Ahnung, was draußen los ist. Aber anscheinend haben die Soldaten neue Befehle erhalten, um effizienter das Vorgehen des IS zu verhindern. Ob die Soldaten nur den IS attackieren, oder ob auch unschuldige Menschen zu Tode kommen, wissen wir nicht. Unsere Informationen bekommen wir aus den Medien, und das ist wie ein Wettbewerb zwischen den Medien der Regierung und den Medien der Regierungsgegner. Sie beschuldigen einander ständig gegenseitig, für den Tod der unschuldigen Zivilisten verantwortlich zu sein. Aber die Frage ist: Wer glaubt noch an das, was in den Medien berichtet wird? Ich? Sicher nicht!

Die sogenannte Gruppierung Jabhet al-Nusra, die al-Nusra Front, war tatsächlich sehr nah, nicht viel weiter als drei Kilometer von unserer Wohngegend entfernt. In der Woche zuvor hatten die Rebellen, der IS und die al-Nusra-Front die Stadt an einem einzigen Tag mit rund vierhundert Raketen beschossen. Dabei handelte es sich um Boden-Boden-Raketen, die mit Schrott gefüllt werden und beim Einschlag in Tausende Einzelteile aufplatzen. Ihre Schrapnells verursachen meistens schwere Verletzungen. Diese Raketen funktionieren nach dem gleichen Grundsatz wie Fassbomben, die das Militär aus Hubschraubern oder Flugzeugen auf Stellungen von Militärgegnern abwirft, und zwar ohne Rücksicht auf Zivilisten. Es war nicht klar, welche der drei verschiedenen Gruppierungen die Raketen beschossen hatten, denn zu diesem Zeitpunkt verlor die Regierung die Kontrolle über einen großen Teil des Umlands von Damaskus, und jede dieser drei Gruppierungen herrschte über einen Teil des Gebiets. Sie arbeiteten unabhängig voneinander. Sie bekämpften einander sogar gegenseitig, je nachdem, wie sich die Gelegenheit bot.

Ja, ich weiß: Es ist nicht einfach, die Lage in Syrien zu durchschauen. Man muss es sich einfach wie eine Schneeballschlacht vorstellen, wo jeder jeden bewirft. Daher verließen auch viele unserer Nachbarn ihre Wohnungen. Das kam für meine Familie jedoch nicht infrage, da wir keine andere Wahl hatten, als hier zu bleiben. Das Leben in Damaskus war zu diesem Zeitpunkt sehr gefährlich. Trotz dieser Gefahr galt Damaskus als der letzte Unterschlupf in Syrien. Rund zwei Millionen Flüchtlinge aus anderen mittlerweile völlig zerstörten syrischen Städten waren in die Hauptstadt gezogen. Es gab aus Damaskus nur mehr einen einzigen Fluchtweg, und das war der Weg in den Libanon.

Meine Mutter und ich hatten immer schon ein festes Ritual, in der Früh gemeinsam Fairuz zuzuhören und Mokka zu trinken. Sie kochte immer Mokka mit ihrer Geheimmethode, und es war jeden Morgen sehr angenehm aufzustehen, wenn der Duft des frisch gebrühten Kaffees durch die Wohnung zog. Die politische Lage in Syrien und der Krieg waren damals unser Gesprächsthema Nummer eins am Morgen. Meine Mutter beschrieb die Lage damals als Circus HalliGalli und hielt alles für sinnlos. Darüber waren wir uns einig. Sie hielt mich am Anfang der Aufstände streng davon ab, an den Demonstrationen gegen die Regierung teilzunehmen. Sie begriff die Lage von Beginn an. »Mein Sohn«, sagte sie, »halte dich davon fern. Es geht nicht mehr um Freiheit und um die Bekämpfung von Korruption. Es gibt viele Länder, die alles ganz still beobachten und heimlich Öl ins Feuer gießen, damit sie danach, wenn das Land ins Chaos stürzt, ihre Ziele erreichen können.«

Diese Verschwörungstheorie überzeugte mich damals wenig. Die Menschen gingen am Anfang auf die Straße, weil sie dieses System nicht mehr ertragen konnten. Es waren friedliche Demonstranten, die Parolen gegen Unterdrückung und Korruption riefen, denn die 15 Geheimdienste machten unser Leben zur Hölle. Sie hatten ihre Hände fest um den Hals jedes einzelnen Bürgers gelegt. Menschen, die es wagten, sich in die Politik einzumischen, galten als Feinde unseres verehrten Präsidenten, was gleichbedeutend damit war, ein Feind des Landes zu sein, und in den meisten Fällen wurde ihnen unterstellt, dass sie von Israel bezahlt wurden. Man musste sein Leben nach der Vorstellung der Geheimdienste und ihrer Parteien richten, sonst wurde man als lebensmüde bezeichnet. Als Kind hatte ich immer geglaubt, dass der Vater des jetzigen Präsidenten Prophet Muhammad gewesen sei. Seine Bilder waren überall gegenwärtig, und man musste sofort zu klatschen anfangen, sobald man seinen Namen hörte. Wie naiv ich damals war!

Jetzt, acht Jahre nach Beginn des Krieges, verstehe ich, was meine Mutter gemeint hat: Der Krieg ist zu einem Stellvertreterkrieg geworden, und die zahlreichen Regierungsgegner tragen nichts zur Umsetzung der Parole der friedlichen Demonstranten von damals bei: »Es lebe die Freiheit! Eins, eins, eins: Das syrische Volk ist eins!« Sie machen genau das Gegenteil und dienen anderen Agenden. Sie nutzen die berechtigten Bedürfnisse des syrischen Volkes aus, um ihre Interessen zu verfolgen. Sie sind aus meiner Sicht genauso schlimm wie die Regierung, wenn nicht sogar schlimmer.

Das Wochenende verbringe ich damit, viel für die kommende Woche zu organisieren. Mit meinem besten Freund Hussam habe ich gemeinsam die Aufstellung unserer Fußballmannschaft festgelegt. Wir sollen am Donnerstag gegen eine Mannschaft spielen, gegen die wir bisher immer verloren haben, aber dieses Mal wollen wir unbedingt gewinnen, oder zumindest nicht mit hohem Unterschied verlieren!

Ich checke mein Handy. Der Akku ist leer, obwohl es am Ladekabel angeschlossen war. Toll, wieder einmal Stromausfall! Sarah, meine Freundin, ist sicher angespannt. Immer, wenn ich nicht erreichbar bin, hat sie die Vorstellung, ich sei in irgendeiner Stripteasebar, obwohl es gar keine solchen Bars in Syrien gibt. Sie ist sehr eifersüchtig, und ich scheue mich davor, stundenlang schwören zu müssen, dass ich mein Handy nicht absichtlich ausgeschaltet habe. Also mache ich mich schnell auf den Weg, ohne dieses Mal in der Früh Kaffee mit meiner Mutter zu trinken, wie ich es sonst jeden Morgen mache. Täglich hole ich Sarah von zu Hause ab, um gemeinsam mit ihr zur Arbeit zu fahren. Wir sind nämlich auch Arbeitskollegen.

Den Weg zur Arbeit bezeichne ich als den »Weg des Todes«, da es die Straße mit den meisten Raketeneinschüssen ist. Man sieht auf dem Weg Einschlagspuren von Raketen, mit denen die Regierungsgegner die Stadt Damaskus ständig beschießen. Jeder Einschlag hat eine kleine Einkerbung auf der Fahrbahn verursacht. Es ist ein höchst unangenehmes Gefühl darüberzufahren. Man befürchtet, an derselben Stelle könnte wieder eine Rakete einschlagen.

Durch die dauernde Angst und die Ungewissheit, wie es denn weitergehen soll, hat sich eine Art Gleichgültigkeitsgefühl entwickelt, sodass ich inzwischen kaum mehr Angst verspüre. Mein Herz klopft auf diesem Weg nicht mehr so schnell. Ich halte es sogar für wahrscheinlich, eines der nächsten Opfer zu sein und in einer der Eilmeldungen im Fernsehen erwähnt zu werden. Damit würde sogar ein Kindheitstraum wahr: Ich wollte schon immer Schauspieler werden und Tag und Nacht im Fernsehen gegenwärtig sein.

Als ich wie jeden Tag an meiner Arbeitsstelle, dem Magistrat in Damaskus, ankomme, hat sich bereits eine Menschenschlange vor unserem Büro gebildet. Hier warten Menschen, die durch den Krieg obdachlos geworden sind. Unsere Aufgabe ist es, eine neue Unterkunft für sie zu organisieren oder ihnen eine Entschädigung für das zerstörte Haus auszubezahlen.

Es hat mich schon immer fasziniert, mit Menschen zu arbeiten. Jeder Mensch ist anders und hat seine eigene Geschichte. Es gibt keine Routine. Die Arbeit ist vielfältig und bereichernd, weswegen ich mein Interesse an dem Studium der Englischen Literatur aufgegeben habe. Ungefährlich war es nicht gerade, für die Regierung zu arbeiten, insbesondere nach meiner Entführung damals vor einem Jahr. Aber ich fühlte mich verantwortlich, meine Position weiterhin auszufüllen, um diesen Menschen zu helfen. Ich arbeitete für diese Menschen und nicht für die Regierung. Wir hatten täglich durchschnittlich rund dreihundert Anträge auf Entschädigung zu sichten.

An diesem Tag fange ich, wie gewohnt, damit an, meine Post durchzusehen, bevor ich die neuen Anträge entgegennehme. Ein Schock! Meine Augen können es kaum glauben. Einer der Briefe ist tatsächlich mein Einberufungsbefehl! Im selben Moment wird mir klar, dass hier alles für mich vorbei ist. Gleichzeitig sehe ich am Display meines Handys den Anruf meiner Mutter. Sie hat mich noch nie zuvor um diese Uhrzeit angerufen. Ohne den Anruf entgegenzunehmen, habe ich bereits eine Ahnung, dass die Beamten schon zu Hause vor der Tür stehen. Heutzutage gibt es in der Stadt nur zwei Gesprächsthemen: Wo haben die Raketen eingeschlagen und wer muss als Nächstes zum Militär. Ich habe schon lange die Befürchtung, dass ich bald in den Krieg ziehen muss. Meine Gedanken sind dauernd damit beschäftigt, denn ich bin bereits darüber informiert worden, dass mein Jahrgang demnächst einberufen werden wird. Einige meiner Freunde haben den Militärdienst bereits antreten müssen. Meine Wehrpflicht habe ich zwar bereits 2010 absolviert, aber da der Krieg nicht allein mit Wehrpflichtigen geführt werden kann, ist ein Gesetz in Kraft getreten, nach welchem auch jeder, der die Wehrpflicht bereits erfüllt hat, wieder einrücken muss.

Ich bitte meine Mutter, die Beamten mit Bestechungsgeld auf nächste Woche zu vertrösten. Ich bin erstarrt und fühle mich wie gelähmt. Was soll ich jetzt machen? Als Erstes schicke ich Sarah eine SMS und bitte sie, mich sofort draußen zu treffen. Auch meinem ältesten Bruder Mahmud schicke ich eine Nachricht, in der ich ihn bitte, zu Hause auf mich zu warten.

Wie kann ich Sarah diese schreckliche Neuigkeit überbringen? Ich gehe aus meinem Büro, da steht sie bereits. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Meine Kehle ist wie zugeschnürt, in meinem Kopf gibt es nur einen Gedanken: Jetzt ist alles aus. Ich muss in den Krieg. Das ist das Ende. Ich halte ihr einfach den Brief mit dem Einberufungsbefehl hin. Ohne ihn zu lesen, weiß sie alles und beginnt zu weinen.

Wir fahren gemeinsam nach Hause. Dort trifft Sarah das erste Mal auf meine Mutter. Es ist bislang nicht ohne Weiteres möglich gewesen, sie einander vorzustellen, denn Sarah ist Alevitin und mein Vater ist Sunnit. Daher ist unsere Beziehung in unseren Familien unerwünscht. Leider können Religionen auch das Gegenteil von Zusammenhalt bewirken und dabei für viel Unheil und Dummheit sorgen. Religionen sind jedoch jetzt gerade nicht unser Thema.

Meine Mutter hat natürlich gewusst, dass es Sarah gibt, aber nicht mehr. Anscheinend verstehen sie sich jedoch schnell und können die Religionen in diesem Moment vergessen. Sie umarmen einander und weinen gemeinsam. Mein Bruder schaut mich hilflos an. Der Raum ist geradezu erfüllt von unzähligen tiefen Gefühlen.

Dieser Brief ist ein eindeutiges Zeichen für den sicheren Tod. Wenn man dem Einberufungsbefehl nachkommt, gibt es zwei Optionen: Entweder wird man umgebracht, oder man tötet jemand anderen und stirbt bald darauf selbst. Ich will niemanden umbringen. Mir ist auch nicht bekannt, gegen wen ich kämpfen müsste. Ich bin von Beginn an nicht mit dem Krieg einverstanden gewesen. Ich möchte weder für die Regierung noch für die unzähligen Regierungsgegner kämpfen. Die Regierung ist bis zum Hals korrupt und mit dem Blut der Unschuldigen befleckt. Genauso verhält es sich bei all den anderen Gruppierungen. Selbst wenn es einen klassischen Krieg geben würde, im Zuge dessen ein Feind aus dem Ausland versuchen würde, das Land zu erobern, könnte ich niemanden töten. Ich bin nicht einmal in der Lage, ein Huhn zu schlachten. Wäre ich ein Österreicher, würde ich den Zivildienst wählen anstatt des Bundesheeres.

Ich finde, dass keine der unzähligen Gruppierungen, die immer noch gegeneinander kämpfen, den Wünschen des Volkes entsprechen. Der Großteil des syrischen Volkes wünscht sich ein friedliches, freies und demokratisches Land, unabhängig von der Religion oder dem Willen eines Diktators. Diesen Wunsch kann aus meiner Sicht keine der am Krieg beteiligten Parteien erfüllen. Daher weigert sich der Großteil der syrischen Bevölkerung auch, am Krieg teilzunehmen.

Es muss eine Lösung für mich gefunden werden. Das Land zu verlassen, scheint im Augenblick der einzige vernünftige Ausweg zu sein. Aber ich darf als Beamter das Land ohne die Erlaubnis des Bürgermeisters von Damaskus nicht verlassen. Und auch wenn ich dürfte, wohin sollte ich gehen? Ich bin völlig durcheinander und kann nicht mehr klar denken. Ich kontaktiere alle meine Bekannten im Ausland. Zu dieser Zeit flüchteten zahlreiche Syrer nach Europa oder haben sich dorthin auf den Weg gemacht. Einer davon ist unser Nachbar Rami, den ich damals kritisiert habe, als er geflohen ist. Damals war das für mich nicht nachvollziehbar. Wieso verließ jemand sein Land? Ich bezeichnete das als Untreue. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass wir Menschen jede Menge Vorurteile haben, die meisten von ihnen werden hastig und oberflächlich gepflegt.

Rami empfiehlt mir, dasselbe zu tun, was er getan hat: das Land zu verlassen. »Du wirst wie ich die Lösung deines Problems in Europa finden«, sagt er. Verwirrt weigere ich mich, denn ich kann mir nie vorstellen, einen Plan selbst in die Tat umzusetzen. Ich soll meine Familie, Sarah, die Arbeit und meine Freunde und vor allem meine geliebte Stadt des Jasmins hinter mir lassen? Nein, Rami spinnt doch! Es würde eine andere Möglichkeit geben müssen. Und wenn das Land zu verlassen der einzige Ausweg ist, dann bleibe ich im Libanon, nahe zu Syrien. Ich sitze zu Hause voller Unruhe und Verzweiflung und warte auf meinen »Erlöser«, der mich immer in allen schwierigen Situationen meines Lebens unterstützt hat, meinen Vater, der mein Vorbild ist und bleibt. Er ist ein weiser Mann, der immer rational denkt und uns mit Vernunft und Weisheit erzogen hat.

Mein Vater war in allem immer großzügig. Obwohl wir aus normalen Verhältnissen kommen und er ein durchschnittliches Einkommen hatte, hat er mir trotzdem jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Auch nach dem Ausbruch des Krieges tat er alles, um uns den gleichen Lebensstandard wie vorher zu ermöglichen. Im Laufe des Krieges trat er eine zusätzliche Arbeitsstelle an. Meine Geschwister und ich versuchten, leider erfolglos, ihn zu überreden, dass er sich ausruhen und uns die Verantwortung überlassen sollte. Aber dazu war er zu stolz. Er konnte sich nicht vorstellen, am Abend nach der Arbeit nicht mehr wie bisher Freude mit nach Hause zu bringen. Als Familienoberhaupt übernahm er immer die Einkäufe und brachte uns jeden Abend etwas mit. In meiner Kindheit wartete ich sehnsüchtig jeden Abend auf ihn und freute mich, gemeinsam mit meinen Geschwistern die Einkäufe in den fünften Stock – ohne Lift – hinaufzuschleppen. Nicht weil ich besonders hilfsbereit war, sondern weil ich genau wusste, dass in einem der Säcke meine Süßigkeiten waren.

Die Damaszener verherrlichen ihre Gäste, daher hat fast jede Wohnung in Damaskus ein sogenanntes Gästezimmer, ein Zimmer, das nur geöffnet und genutzt wird, wenn man Gäste empfängt. Exakt in jenem Zimmer hatte ich in der großen Vase stets meine Süßigkeiten vor den Räubern, meinen verfressenen Geschwistern, versteckt, denn das Zimmer war streng von meiner Mutter bewacht. Niemand durfte das Zimmer betreten. Es sollte immer glänzend sauber sein. Nun warte ich in dem Gästezimmer wie immer auf ihn, dieses Mal nicht so freudig. In der Zwischenzeit informiert er mich, dass er auf dem Weg nach Hause ist, gemeinsam mit meinem Onkel und meinen anderen Geschwistern. Mit besorgtem Gesicht kommt er zu Hause an. Rami hat ihn inzwischen kontaktiert und vom Traum Europa und von dem Schlepper gesprochen, mit dessen Hilfe er es nach Schweden geschafft hat. Dieser lebe ebenfalls in Schweden und solle ein zuverlässiger Schlepper sein. Und es scheint, dass Rami meinen Vater überzeugt hat. »Im Libanon zu bleiben, ist keine gute Idee! Die Lage ist auch dort nicht stabil. Der Krieg hier hat auch dieses Land stark verändert. Wenn es dir gelingen sollte, dort Arbeit zu finden, was selbst für die Einheimischen keine Selbstverständlichkeit ist, wirst du für einen Hungerlohn zwölf Stunden am Tag schuften. Wenn du so weit bist, deine Heimat zu verlassen, dann sollst du dich so weit wie möglich von diesem Wahnsinn hier entfernen und dir ein anständiges Leben in einem Land aufbauen, einem Land, in dem Menschenrechte gelten und dein Fleiß und dein Einsatz gerecht entlohnt werden.« Mein Vater ist jedoch nicht unbedingt ein Mann, der seinen Sohn einem Schlepper überlässt. Der sonst so weise Mann ist plötzlich planlos.

Ich glaube, ich bin nicht der Einzige, der durch meine Entführung im Jahr 2013 traumatisiert worden ist. Ich weiß, dass mein Vater sehr darunter gelitten hat. Ohne seine Hilfe und die Bezahlung des Lösegeldes wäre ich nicht mehr am Leben. Er will mich um jeden Preis in Sicherheit wissen und außer Landes bringen.

Meine Mutter ist komischerweise auch dafür, dass ich nach Europa flüchte und nicht in einem der Nachbarländer bleibe: »Wenn du dem Leiden hier entkommen musst, dann sollst du es nicht mit einem anderen Leid woanders tauschen! Du sollst einfach ein neues Leben beginnen!«

Die ganze Familie ist dieser Meinung. Kein einziges Mitglied unserer Familie ist abwesend. Dass wir alle gleichzeitig spontan zu einer Besprechung zusammenkommen, ist normalerweise nicht einfach. Aber an diesem Abend kommen tatsächlich alle, als wäre eine laute Sirene einer Alarmanlage innerhalb der Familie losgegangen. Meine Onkel, meine Tanten und Geschwister – alle sind sie da. Das Gästezimmer ist voll, und die Hälfte der Verwandten findet keinen Sitzplatz. Sie müssen stehen bleiben. Alle sind der Meinung, dass ich den Vorschlag von Rami annehmen und das Land verlassen soll. Sie versuchen mit allen Mitteln, mich zu ermutigen. Mein Onkel drückt mir ein paar Geldscheine in die Hand, und andere Familienmitglieder folgen seinem Beispiel. Meine Tante versucht, mir die bevorstehende Reise schmackhaft zu machen, und meine Schwester umarmt mich schweigend. Ich selbst habe nicht viel dazu zu sagen. Ich kann momentan nicht rational denken. Aus meiner Verzweiflung heraus nehme ich die Herausforderung an. Am Ende des Abends fällt die Entscheidung: Ich werde Damaskus in zwei Tagen, am 7. November 2014, an einem Dienstag, verlassen. Hussam und die anderen müssen am Donnerstag ohne mich spielen.

Jasmin

Sie sagte: Du wirst mich sicher vergessen! Ich antwortete: Auch wenn ich mein Gedächtnis verliere, werde ich dich nicht vergessen. Ich werde den Verrückten von dir erzählen.
MAHMUD DARWISCH

Wir alle treffen im Laufe des Lebens stets Entscheidungen. Aber Entscheidungen zu treffen, ist der einfachere Teil. Schwerer ist, mit den Konsequenzen der Entscheidung zu leben. Und ich habe mich entschieden … Aber was sind die Auswirkungen meiner Entscheidung? Ob es wirklich meine eigene Entscheidung war, kann ich noch immer nicht sagen. Ich hatte eigentlich keine Wahl, und trotzdem rede ich von meiner Entwurzelung als meiner Entscheidung, als ob ich das freiwillig gemacht, ja, gewollt hätte.

Heute frage ich mich oft, in welcher Hinsicht diese Entscheidung mein Leben und meine Persönlichkeit verändert hat. Sowohl zu jenem Zeitpunkt als auch jetzt noch habe ich auf diese Frage keine Antwort finden können. Derselbe Mensch wie damals vor vier Jahren, als der ich Damaskus verlassen habe, bin ich sicherlich nicht mehr. Aber jeder Mensch auf der Erde befindet sich stets in einem Entwicklungsprozess. Ob dieser Prozess uns auf den richtigen oder falschen Weg bringt, hängt davon ab, wofür wir unsere Zeit investieren. Denn womit man seine Zeit gerade verbringt, hat einen maßgeblichen Einfluss darauf, zu welchem Menschen man in der Zukunft werden wird. Dies ist mir erst nach der Flucht bewusst geworden. Jede Minute zählt, und jeder Tag ist eine Chance, um mein schönes verlorenes Leben zurückzugewinnen.

Jeder Mensch geht mit schwierigen Situationen und Zeiten anders um. Aber der Schmerz ist im Prinzip derselbe, mit unterschiedlicher Stärke, aber den gleichen Auswirkungen. Was die Menschheit immer schon enorm geprägt hat, ist nämlich der Schmerz. Ich stelle ihn mir als ein Werkzeug vor, das unsere Seele trainiert und stärkt. Wie es auf Englisch so schön heißt: »To grow, you must suffer.« Der Schmerz ist für die Seele genau so wie Sport für den Körper und Bildung für den Geist. Der einzige Unterschied ist, dass der Schmerz vorübergeht, und es nur eine Frage der Zeit ist, wann er nachlässt. Und genau das, was seinen Platz in uns ausfüllt, ist es, woraus großartige Menschen werden, die sich von der Masse abheben. Ich meine mit Schmerz hier, nicht dass man unbedingt etwas Dramatisches erleben soll, sondern unter anderem einfach mal die Komfortzone zu verlassen. Denn von allen Dingen auf der Welt ist Leid am realsten. Es ist unmöglich Schmerz und Leid zu ignorieren oder anzuzweifeln. Das handfeste Gefühl des Leidens gibt unser Scheitern, unsere Sehnsucht und Krankheit einen spürbaren Körper, der sich in einen potentiellen Antrieb verwandeln lassen kann. Mir kommt es so vor, als könnte ich mittlerweile bei Begegnungen sogar spüren, wenn Menschen viel Schmerz erfahren haben. Hat man das andere Gesicht des Lebens einmal gesehen, das ungeschminkte, legt man keinen Wert mehr auf Schminke. Wahrscheinlich kann ich gerade deshalb diese Menschen so gut verstehen. Aus diesem Grund halte ich meine schmerzvolle Entscheidung zur Flucht im Nachhinein für etwas Positives, auch wenn ich mir das an jenem Abend im Jahr 2014 nicht vorstellen konnte.

Nur eines sehe ich an diesem Abend voraus, nämlich dass diese Entscheidung meine Beziehung mit Sarah gefährden wird. Dieses Gefühl bekomme ich, als ich Sarah in der Ecke des Raums sitzen sehe. Sie schaut uns wortlos zu. Obwohl es das erste offizielle Treffen ist, an dem sie meine gesamte Familie kennenlernt, wird sie so gut wie gar nicht angesprochen, alle sind wegen meines Briefes ziemlich sprachlos, inklusive mir. Ich bin geistig abwesend.

Irgendwie, in einem kurzen Augenblick, nehme ich sie wahr. Ihre Augen sind voller Tränen und rot, sie ahnt, dass unsere Liebe ein neues Gesicht bekommt: das Gesicht des Leidens, des Vermissens, der Entfernung. Wie sie in diesem Moment aussieht, wird für immer in meiner Erinnerung bleiben. In diesem kurzen Augenblick fließen zwischen uns jede Menge Gefühle, die wir bis dahin noch nicht gekannt haben, Gefühle der Hilflosigkeit und der Verzweiflung. Ich setze mich zu ihr, und während einer festen Umarmung flüstere ich ihr etwas ins Ohr: »Komm, bleib nicht stumm, hilf mir, was hältst du davon?« Sie kann nicht antworten, was die Situation für mich nicht leichter macht.

Sarah war nicht nur meine Freundin, sie war die erste Frau, die in mir den Wunsch geweckt hat, mit ihr mein Leben zu verbringen und sie zu heiraten, was ich vorher noch nie gewollt hatte. Sie ist eine in jeder Beziehung großzügige und fürsorgliche Frau. Ihre Gedanken sind stets um mich gekreist. Sie hat mich begehrt. Sie wollte, dass ich glücklich bin. Sarah ist eine kluge Frau. Weil sie mich gut kannte, hat sie auch gewusst, wie sie mich verletzen konnte, wenn ihr mein Verhalten nicht gepasst hatte. Mit Schwierigkeiten in unserer Beziehung ist sie jedoch immer mit Bedacht umgegangen. Sie verfügt über die Sensibilität und das Gespür, zu erfassen, ob im Moment Nähe oder Abstand, Unterstützung oder Provokation angebracht sind. Sie hat mich in meiner Kreativität inspiriert. In der Früh vor der Arbeit habe ich jeden Tag eine Handvoll Jasminblüten aus unserem Garten mitgenommen und ihr dann im Büro auf den Schreibtisch gelegt. So hatte ihr Büro immer einen Hauch von Jasmin.

Jasmin … So viele Erinnerungen an die Vergangenheit – nicht nur an Sarah und ihr Büro. Meine Stadt Damaskus wird als die Stadt des Jasmins bezeichnet. Jasmin wächst überall in der Altstadt von Damaskus. Diese sternförmigen weißen Blüten klettern an jedem Haus der alten Stadt hinauf und schließen sich über den engen Gassen oft zu einem himmlischen Baldachin. Auf den Bäumen duften die Blüten, und die Straßen der ältesten Hauptstadt der Welt sind mit getrockneten Blumen bedeckt. Der Geruch ist allgegenwärtig.

Nach langer Suche in Österreich habe ich einen Jasmin gefunden, gekauft und in den Garten eingepflanzt. Leider hat er den kalten Winter hier nicht überlebt. Sehr traurig bin ich aber deshalb nicht, weil er nicht wie zu Hause gerochen hat, ganz so, als hätte meine Geliebte Damaskus dem Jasmin diesen besonderen Duft gegeben und nicht umgekehrt. Der Verlust des Jasmins war zu verschmerzen, aber der Verlust der Liebe hat sich wie die Tragödie eines Waisenkindes angefühlt.

Zwei Tage

Ich bin ein Reisender. Ein Seemann bin ich,
und mit dem Beginn eines jeden Tages offenbart sich mir
ein neues Territorium in meiner Seele
.
GIBRAN KsHALIL GIBRAN

Sarah sagt zu mir: »Geh!« Sie stimmt der Flucht zu. In ihren Augen lese ich anderes. Ich habe nur zwei Tage Zeit von der Briefzustellung bis zu meiner Abfahrt. Wieso nur zwei Tage? Wir müssen fürchten, dass mein Name an der Grenze bereits bekannt ist und ich mit einem Ausreiseverbot zu rechnen habe oder sogar mit der Verhaftung, da ich der Einberufung zum Kriegsdienst nicht gefolgt bin. Mir bleiben zwei Tage, um meine ganze Existenz in der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, zu beenden. Ich muss 25 Jahre voller Erinnerungen an die Kindheit, die Familie, das Studium, die Freunde, die Arbeitskollegen hinter mir zurücklassen. In diesem Moment begreife ich noch nicht ganz, was das für mich bedeutet. Ich bin wie in einem chaotischen Traum, wo sich unzusammenhängende Szenen flüchtig aneinanderreihen.

Wie und wer meine zwei großen Koffer gepackt hat, weiß ich nicht. Es geht alles so schnell. Das Geld für die Reise zu organisieren, Termine abzusagen, mich von Menschen zu verabschieden, das alles muss in nur zwei Tagen passieren. Die Mittel für die Flucht aufzutreiben, ist das Schwierigste. Der Freund von Rami, mein Schlepper namens Fadi, fordert fünftausend Euro für die Reise. Dafür will er mich bis Schweden bringen. Das ist ein Freundschaftspreis, behauptet er. Ohne Bedenken akzeptieren wir den Vorschlag. Ich stelle die Bedingung, das Geld auf drei Raten aufzuteilen, die ich in drei verschiedenen Städten bezahlen möchte. Natürlich besitze ich keine fünftausend Euro, das wäre das Gehalt von fast zwei Jahren Arbeit. Fadi akzeptiert meine Bedingung widerwillig.

Wir mussten Fadi das Geld in Euro und nicht in syrischen Lira übergeben, was außerordentlich schwierig und darüber hinaus gesetzlich verboten war, weil nach Ausbruch des Krieges die syrische Lira bis zu diesem Zeitpunkt ungefähr achtmal abgewertet worden und der Umtausch in ausländische Währungen auf legalem Weg nicht mehr möglich war. Es war ein erfolgloser Versuch der Regierung, die syrische Lira zu retten. Durch den Krieg war ja die Wirtschaft völlig zusammengebrochen. Vor allem die wirtschaftliche Metropole Syriens, Aleppo, war von Anfang an vom Krieg stark betroffen gewesen. Es war daher nicht verwunderlich, dass die Währung so stark an Wert verloren hatte. Daher muss mein ältester Bruder riskieren, das Geld auf dem Schwarzmarkt aufzutreiben und Kontakte zu knüpfen, um das Geld zusammenzubringen.

Es waren zwei unbeschreibliche Tage. Ich konnte kaum schlafen, musste an alles denken, was kommen würde. Wie würde die Reise ablaufen? Was wartete auf mich? Was sollte ich mitnehmen? Sollte ich mich von meinen Kindheitsfreunden verabschieden oder einfach wortlos gehen? Das war eine Frage der Sicherheit. Würde der Geheimdienst erfahren, dass ich vorhatte, das Land zu verlassen? Würde er mich verhaften und als Landesverräter einsperren?

An meinem Arbeitsplatz meldete ich mich krank und erzählte niemandem von meinem Einberufungsbefehl. Es war einfach zu riskant, anderen mein Vorhaben mitzuteilen. Viele wollen sich beim Geheimdienst einschleimen und dort Freunde gewinnen. Ich wollte nicht ihr Opfer dafür sein. Ich habe immer noch Freunde, die beleidigt sind und glauben, dass ich mich deshalb nicht von ihnen verabschiedet habe, weil ich sie für Schnüffler halte oder nicht viel Wert auf ihre Freundschaft lege. Sie wollen nicht verstehen, dass das eine notwendige Sicherheitsmaßnahme war, vor allem auch, um sie vor Gefahr zu schützen. Aber in unserer Mentalität ist Freundschaft so verankert, dass ich mich ihnen anvertrauen hätte müssen. Inzwischen haben einige von ihnen Verständnis für meine Vorgehensweise, weil sie im Laufe der Zeit auch einen solchen Brief bekommen haben und einen ähnlichen Weg wie ich gegangen sind: Drei meiner besten Freunde wohnen seit einiger Zeit in Köln.

Ich kann mich nicht einmal jetzt, drei Jahre später, an den genauen Ablauf dieser beiden Tage erinnern, so sehr bin ich aus dem inneren Gleichgewicht gebracht. Jede Menge Gedanken und Gefühle, die ich nicht zuordnen kann, stürmen auf mich ein. Ich wusste immer, dass die Familie etwas Wichtiges ist. Nach diesem Brief war sie für mich geradezu etwas Heiliges geworden. Ich schulde ihnen, dass ich noch am Leben bin. Die Art und Weise, wie meine Eltern, meine Geschwister und mein Onkel sich dafür eingesetzt haben, dass ich das Land verlassen konnte, war beeindruckend. Sie waren auf einmal alle da, ließen alles liegen und stehen, um mir zu helfen.

Seit dem Moment, in dem die Entscheidung für die Flucht gefallen ist, habe ich einen ständigen Gedanken: Ich muss mein Versprechen gegenüber meinen beiden vierjährigen Nichten, Sandra und Malak, den Zwillingen meines Bruders, halten und sie am Montag auf den Spielplatz bringen. Am Tag vor der Abreise nehme ich mir eine Stunde Zeit, um gemeinsam mit Sarah die Kinder zu besuchen. Hinzufahren ist für mich, wie zwei Fliegen mit einem Schlag zu erwischen: Ich halte mein Versprechen und kann mich, ohne dass sie es merken, von den Kindern verabschieden. Es ist mir bewusst, dass es ein Trauma für sie wäre, würde ich ihnen sagen, dass ich im Begriff war, das Land zu verlassen.