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Christine Nöstlinger

Glück ist was für Augenblicke

Erinnerungen

Nach aufgezeichneten Gesprächen mit Doris Priesching Mit einer Bibliografie von Sabine Fuchs

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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:
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St. Pölten – Salzburg – Wien

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ISBN ePub:
978-3-7017-4369-8

ISBN mobi:
978-3-7017-4418-3

ISBN Printausgabe:
978-3-7017-3303-3

Inhaltsverzeichnis

Vom nicht sehr mutigen Großvater, von der bösen Großmutter und einer insgesamt eher merkwürdigen Sippe

Vom Halterbuben, von der bösen Stiefmutter und vom unsinnigen Wunsch nach mindestens zehn Kindern

Von der Geburt eines Riesenbabys, einer Mutter wie eine Gummiwand und meinem Vater – meinem Ein und Alles

Von den drei Klein-Brüdern, echtem Schleiflack und einer unheimlich angeräumten Wohnung

Von angeblicher Wildheit und tatsächlichem Ungeschick und Kinderspielen, die recht einsam sein konnten

Von Kipferlenden für den Vater, roten Flecken am Mutterhals und einer Watschen für den Rudi-Onkel

Von ersten Schwimmversuchen, noch einer Watschen für den Rudi-Onkel und einer Zukunft mit Schinkensemmeln und Bensdorp-Schokolade

Von der Schule in der Nazizeit, der dicken Lehrerin Antonia Stolle und den Praktiken des Herrn Oberphysikatsrats

Von kargen Lebensmittelmarken, einem guten Herzerl und Weihnachten wie bei den Fürsten

Von Granatsplittern, Urlaubsscheinen, Bomben und einer neuen Möglichkeit, besser als meine Schwester zu sein

Vom wilden Herzklopfen bei der Atariastraße und dem großen Glück, einen Major im Haus zu haben

Von der enormen Vermehrung unserer Habe und einer Küche voll Reindln, vor denen mir graust

Von einer sehr befremdlichen Verteilung von »Tschuwingamm« und Vätern, vor denen man Angst haben muss

Von Zugehörigkeiten, die futsch gehen, einem verschobenen Gummiknutscherl und einem frühen Afro-Look

Von Herrenhaarnetzen, Mönchskutten, die keine waren, schwarzen Radröcken und unfähigen Schneidermeistern

Von Schulschwänzern, von kurzer Partei-Arbeit und von der Zuständigkeit für menschliche Entwicklung

Von der Tante, die gekommen oder leider nicht gekommen ist, vom Aufpassen und vom Vielleicht

Von der ersten großen Liebe, von keinen Tränen und vom Frust, dass es viele Rembrandts ohne Hände gibt

Von diversen merkwürdigen Cliquen, von Lottls Zitterknien und einer sehr umtriebigen Zeit

Vom Heiraten ohne Familie und Freunde, vom Trafikanten-Beruhigen und vom Kinderkriegen

Vom Tschugguel, der zum von Tramin geworden ist, von 29 Schilling Stempelmarken und dem dicken Harry und anderen schrägen Freunden

Von einer Jungdichter-Lesung mit Folgen, der Frau Hawelka und einem Haus in der Kurrentgasse

Vom nochmaligen Heiraten und Kinderkriegen und einem Krankenhaus, wie es das heute nicht mehr gibt

Vom Pass-Schock und dem Privat-Kaffeehaus ohne Ruhetage und Sperrstunde und von allerlei Männerunglück

Von der engen Kurrentgasse in die breite Ottakringer Straße und von Hoffnungen auf Wohnglück

Von der feuerroten Friederike, einer paradeisroten Speiszimmerkredenz und dem Jahr 1968

Von linken und rechten Buchmachern und Autoren, getrübtem Wohnglück und sozialer Treue

Vom großen, steinernen Sparschwein und von überaus argumentierfreudigen und engagierten Töchtern

Von unsäglicher Traurigkeit

Von zwei Generationen (getrennt durch 44 Stufen), von der Schule als vermintes Feindesland und einem Horror-Umzug

Von sehr emsiger Arbeit, geduldig ertragenen Einkaufstouren und zwei Mühlsteinen in Aktion

Von sehr gastfreundlichen Töchtern und der alten Nowak, die angeblich Trotzkis Geliebte war, und noch einem Umzug

Von einem merkwürdigen Herausgeber und seiner Redaktion, und von der Emma K. und ihren nie geschriebenen Briefen

Vom merkwürdigen Gefühl, keine Eltern mehr zu haben, und dem spontanen Ende mehrerer Kolumnen

Von wiedererlangter Lebensqualität und dem vermeintlich allerletzten Umzug und von der Not, die erfinderisch macht

Von unerwarteten Krankheiten und der bisher unbekannten Freude am Faulsein und von Enkeln, die man zu wenig sieht

Vom hoffentlich wirklich allerletzten Umzug, von komischen Seiten unerfreulicher Erlebnisse und von enttäuschtem Kinderglauben

Anhang

Bibliografie

Glossar

Vom nicht sehr mutigen Großvater, von der bösen Großmutter und einer insgesamt eher merkwürdigen Sippe

Der Vater meines Vaters, der Leopold Göth, kam mit 15 Jahren mutterseelenallein von Siebenbürgen nach Wien, um die Handelsschule zu besuchen. Das Geld, das seine Eltern jeden Monat schickten, reichte gerade für »Kost und Quartier« bei der Familie Doufek. Das »Quartier« war ein kleines Kabinett hinter der Küche, über die »Kost« sagte mein Großvater später bloß achselzuckend: »Einbrennsuppen und Erdäpfel halt«.

Die Doufeks waren aus Böhmen zugezogen und hatten – nebst allerhand anderem Nachwuchs – eine Tochter im Alter meines Großvaters. Juliane hieß sie, recht hübsch war sie, und der Leopold fing mit ihr ein »Pantscherl« an. So nannte er das rückblickend.

Die Jahre vergingen, der Leopold bekam eine Anstellung in einem Großhandel für Uhrenfurnituren. Das sind die einzelnen Bestandteile von Uhren. Im Doufek-Kabinett hinter der Küche wohnte er immer noch, das »Pantscherl« mit der Juliane hatte er auch noch immer, und die Juliane wollte endlich geheiratet werden.

Nach sieben Jahren wurde ihr die Warterei zu blöd, sie sperrte den Leopold in sein Kabinett und erklärte ihm durch die versperrte Tür, dass sie ihn erst rauslassen würde, wenn er ihr schwören würde, binnen der nächsten Woche das Aufgebot zu bestellen.

Der Leopold überlegte eine Nacht lang. Schließlich sagte er sich, dass er diese Frau sowieso nie mehr los würde, es sei denn, er wanderte nach Amerika aus. Und das traute er sich nicht zu. Also schwor er brav, durfte endlich aus dem Kabinett raus, und ging mit der Juliane das Aufgebot bestellen.

Bald nach der Hochzeit machte der Großvater einen eigenen Uhrenfurniturenhandel auf. Einen richtigen Laden hatte er nicht. Sein Warenlager war im Kabinett der Zimmer-Küche-Kabinett-Wohnung, in der er mit der Großmutter lebte. Und er war sein eigener und einziger Vertreter.

»Er geht mit der Taschen«, nannte das die Großmutter.

Jeden Morgen ging er mit einer vollgepackten ledernen Aktentasche weg, besuchte Uhrmacher, nahm Bestellungen auf und lieferte bestellte Bestandteile aus.

Nach etlichen Ehejahren bekamen der Leopold und die Juliane eine Tochter, die Poldi. Und elf Jahre später dann einen Sohn: den Walter, meinen Vater.

Die Poldi wurde mit 17 Jahren schwanger und heiratete, wie sich das so gehörte, den Kindesvater, der ebenfalls erst 17 Jahre alt war.

Der Erste Weltkrieg war gerade verloren worden, die Lebensumstände waren noch grausiger, als sie vorher schon gewesen waren, und die Poldi und ihr Mann, der Sohn eines Briefmarkenhändlers war, planten einen Betrug mit gefälschten Briefmarken. Bevor der Plan in die Tat umgesetzt werden konnte, flog die Sache auf.

Die Poldi brachte ihren drei Monate alten Sohn zu ihren Eltern und bat sie, das Baby bis zum Abend zu hüten.

Sie kam weder am Abend noch am nächsten Tag. Meine Großeltern sahen ihre Tochter erst 25 Jahre später wieder, und sie bekamen in diesen 25 Jahren auch keine Nachricht von ihr.

Die Poldi und ihr Mann waren nach Südamerika geflüchtet und dann zwei Jahrzehnte lang von Land zu Land gezogen, bettelarm im wahrsten Sinn des Wortes.

Meine Großmutter war nicht bereit, ihren Enkel zu betreuen. Sie gab das Baby untertags in eine private Kinderkrippe, von deren Besitzerin man munkelte, dass sie eine »Engelmacherin« sei.

Heute glaubt man ja oft, Engelmacherinnen seien Frauen gewesen, die Abtreibungen gemacht haben. Das werden sie wohl auch getan haben, aber sie machten vor allem aus bereits geborenen Babys Engel. Ein bissel Schnaps in die Milchflasche, und schon gibts einen Gedärmkatarrh, an dem starben damals ja viele Babys, das fiel also nicht weiter auf.

Jedenfalls war der kleine Sohn der Poldi ein paar Wochen später tot – gestorben an den Folgen eines Gedärmkatarrhs.

Das traurige Schicksal seiner Tochter erschütterte meinen Großvater. Die Schuld daran, dass alles so gekommen war, gab er seiner Frau. Und so beschloss er, die Erziehung meines Vaters, der damals noch ein kleiner Bub war, selbst in die Hand zu nehmen. Mein Vater wurde von seinem Vater erzogen und meine Großmutter durfte sich nicht einmischen. Das setzte er durch. Wohl das Einzige, was er in seiner langen Ehe gegen den Willen seiner Frau durchsetzte.

Alles andere, von dem er annahm, dass es seiner Juliane »gegen den Strich« gehen würde, tat er heimlich. Ob er brav seiner Arbeit nachging oder im Kaffeehaus war, Karten oder Billard spielte und Kontakt zu willigen Damen aufnahm, konnte sie ja kaum kontrollieren.

Mein Großvater hatte bis ins hohe Alter jede Menge Affären. Er war ein sehr hübscher, groß gewachsener Mann, gebildet, witzig und dazu noch großzügig. Und er rechtfertigte seine außereheliche Umtriebigkeit damit, dass sein Eheweib den Vollzug der »ehelichen Pflichten«, soweit sie das Bett betrafen, höchstens einmal pro Monat bewilligte. Ein in der Familie oft zitierter Ausspruch von ihr war: »Also ehrlich, ein Blumenstöckerl ist mir lieber!«

Trotzdem war sie schrecklich eifersüchtig. Erfuhr sie von einer Affäre, meistens durch eine geschwätzige Nachbarin, wurde sie komplett hysterisch.

Etliche Jahre hatte der Großvater sogar eine Geliebte, die in unserem Haus wohnte.

Der Großvater und die Großmutter wohnten im Parterre auf Tür Nummer 1, meine Mutter, mein Vater, meine Schwester und ich wohnten im Parterre auf Tür Nummer 4, das war die letzte Tür. Die Geliebte wohnte im 2. Stock, zusammen mit ihrer Mutter.

Sie war eine junge, hübsche Frau, die in der Gegend »die Rote« genannt wurde. Den Namen trug sie nicht aus politischen Gründen, sondern wegen ihrer feuerroten Haare, die sie zu einem dicken Zopf geflochten, zweimal um den Kopf gewickelt und aufgesteckt trug.

Ich war bei meiner Großmutter in der Küche, saß auf dem kleinen Schemel, hatte eine Puppe im Schoß und mühte mich ab, ihr ein Kleid anzuziehen.

Die Großmutter und ihre Schwester, die kleine, verwachsene Minna, saßen auf der Kohlenkiste, tranken Ersatzkaffee und ließen ihre Beinchen mit den karierten Filzpatschen an den Füßen von der Kiste baumeln.

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Großvater Leopold, der »schöne Opa«

Die Minna redete auf die Großmutter ein, die Großmutter fing zu zittern an, stoßweise kamen Schluchzer aus ihr raus, das Kaffeehäferl fiel zu Boden und rollte quer durch die Küche. Die Großmutter sprang von der Kohlenkiste, kreischte: »I brings um, die Hur!« und raste aus der Wohnung, dem Stiegenhaus zu.

Die Minna rannte hinterher und flehte: »Net, Juli, net!«

Die Großmutter stürmte die Stiege hoch, die Minna folgte ihr. Allerhand Gepolter und Gekreisch der Großmutter kam von oben, und dann war noch lauter als das Gekreisch zu hören: »Frau Göth, Frau Göth, bringen S’ meine Tochter net um!«

Schließlich hastete die Rote über die Stiege runter, ihr schöner, dicker Zopf hatte sich vom Kopf gelöst und flatterte hinter ihr her. Gleich dahinter stolperte meine Großmutter. Und wieder ein paar Stufen dahinter die Minna.

Am Fuß der Stiege bekam meine Großmutter das Zopfende zu fassen. Die Rote rannte weiter, die Großmutter ließ den Zopf nicht los. Und so schleppte die Rote meine immer noch kreischende Großmutter hinter sich her, dem Haustor zu.

Wie die Sache weiterging, weiß ich nicht, denn meine Mutter kam aus der Wohnung gerannt, schnappte mich und bugsierte mich hinter die 4er-Tür. »Das ist nichts für Kinder!«, belehrte sie mich.

Die Rote und ihre Mutter wohnten natürlich weiter in unserem Haus und versuchten, meiner Großmutter nicht zu begegnen. Ob das Verhältnis mit meinem Großvater nach der Zopf-Geschichte beendet war, weiß ich nicht.

Wie viele Geschwister meine Großmutter hatte, weiß ich auch nicht. Sie hatte nur zu zweien Kontakt. Zum Gustl und zur Minna.

Der Gustl war früher Glasbläser gewesen, spezialisiert auf diese schweren gläsernen Briefbeschwerer, die innen drin herrliche bunte Glasblumen haben. Dann hatte ihn der Schlag getroffen und er hatte nicht mehr arbeiten können. Er zog ein Bein nach, hatte einen schiefen Mund und musste meiner Großmutter zweimal die Woche als Tarock-Partner dienen. Gewinnen durfte er dabei nicht zu oft. Sonst konnte es passieren, dass sie ihn rauswarf.

Die Minna war viel jünger als die Großmutter. Sie war allerhöchstens 1,40 groß, hatte einen riesigen Höcker und unglaubliche O-Beine. Ihre Knie standen fast einen halben Meter auseinander.

Die Minna kam jeden Tag. Sie war die unbezahlte Putzfrau der Großmutter. Ihr Geld verdiente sie damit, dass sie winzige Vogelfedern mit flüssigem Kautschuk zu zierlichen Damenhütchen zusammenklebte.

In der Wohnung der Großeltern gab es ein paar dieser gläsernen Briefbeschwerer. Ich borgte sie mir oft zum Spielen. Und von den kleinen Vogelfedern stibitzte ich mir auch oft eine Kinderhand voll und spielte mit ihnen. Daran, was man mit Vogelfedern und Briefbeschwerern spielt, erinnere ich mich nicht mehr.

In früheren Jahren wollte ich einen Roman schreiben: ALLE SELBSTMORDE DER GROSSMUTTER.

Sie drohte ständig, sich zu vergiften, zu erhängen, ins Wasser zu gehen, von hoch oben runterzuspringen oder sich ein Messer ins Herz zu stoßen. Und hatte sie das Gefühl, der Leopold reagiere auf ihre Drohungen nicht mehr ausreichend, schritt sie zur Tat.

Einmal rannte sie in den 2. Stock hinauf, riss ein Gangfenster auf, kletterte aufs Fensterbrett und gab vor, sich in den Hof stürzen zu wollen. Der Großvater keuchte hinter ihr her, verlor dabei einen Patschen und stolperte. Es brauchte also einige Zeit, bis er bei seiner angeblich lebensmüden Gemahlin war, und sie musste auf dem Fensterbrett in »Sprungstellung« ausharren, bis er sie endlich vom Fensterbrett holte.

Einmal trank sie Lysol, ein ätzendes Putzmittel. Aber der zu Hilfe gerufene Doktor Kübler, der ziemlich rüde Umgangsformen hatte, sagte zum Großvater: »Nur ka Aufregung, Herr Göth. Hat eh nix g’schluckt. Hat sich mit dem Zeug nur die Lippen feucht g’macht.«

Am liebsten war ihr aber die »Ich-dreh-das-Gas-auf«-Methode. Und jedes Mal schrieb sie einen Abschiedsbrief mit vielen Rechtschreibfehlern. Ihre »letzten Zeilen« schrieb sie auf Kanzleipapier mit einem Kopierstift. Das war ein Bleistift, den spuckte man an, und danach schrieb er fast wie lila Tinte, aber natürlich nur eine gewisse Zeit, dann wurde er wieder zum gewöhnlichen Bleistift, und man musste neu spucken. Die Briefe unterzeichnete sie immer mit »deine ungelippte Julia«.

An einen ihrer Gas-Selbstmorde erinnere ich mich gut. Da muss ich sechs oder sieben Jahre alt gewesen sein.

Diesmal fühlte sie sich »ungelippt«, weil ihr der Großvater beim Weggehen nicht die üblichen drei Küsse – rechte Wange, linke Wange, Mund – gegeben hatte. Sie zog ihr Seidennachthemd an, löste ihren Haarknoten, setzte ihren goldenen Zwicker auf, öffnete in der Küche die Gashähne vom Rechaud und vom Backrohr und drapierte sich samt Abschiedsbrief auf der Tagesdecke des Ehebettes.

Es war halb sieben, mein Großvater kam normalerweise jeden Abend um sieben Uhr von der Arbeit heim. Aber an diesem Tag gab es einen gröberen Stromausfall und die Straßenbahn fuhr nicht. Der Großvater musste zu Fuß heimlatschen und machte zudem im Kaffeehaus noch eine kurze Rast.

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Für ein Foto friedlich vereint: Großmutter Juliane, meine Mutter und mein Vater

Es wurde sieben, es wurde viertel acht, es wurde halb acht, das Gas strömte aus und stank schon gewaltig ins Zimmer rein, und der Großvater war noch immer nicht da!

Zur selben Zeit machte sich meine Mutter gerade fürs Kino zurecht. Ich stand neben ihr und schaute ihr zu, wie sie sich in der Küche vor dem Spiegel den Hut aufsetzte. Der Hut hatte die Form einer Schweinsstelze. Das war damals modern.

In dem Moment, als sich meine Mutter die Stelze auf den Kopf drückte, ging die Wohnungstür mit einem Ruck auf, die Großmutter im Nachthemd, den Zwicker schräg auf der Nase, die Wallehaare flatternd vor Erregung, kreischte sie: »G’schwind, g’schwind, i hob mi umbracht!«

Meine Mutter seufzte, nahm die Stelze vom Kopf, warf sie in die Waschmuschel und murmelte gottergeben: »Wegen dem alten Luder versäum ich jetzt die Premiere!«

Dann schob sie die Großmutter auf den Gang raus und zurück in ihre Wohnung, drehte das Gas ab und lief runter auf die Jörgerstraße, um den Doktor Kübler zu holen.

Schlecht gehört hatte meine Großmutter bereits als junge Frau. Im Alter war sie fast taub. Sie hatte ein gewundenes Hörrohr aus Zelluloid mit einem Trichter am Ende. Wir nannten das Ding Ohrtrompete. Das sollte ihr beim Hören helfen, was es aber kaum tat. Und auf der Straße benutzte sie die Ohrtrompete natürlich auch nicht. Sie hörte es also nicht, wenn sie von anderen Leuten gegrüßt wurde. Auf einen höflichen Gruß war sie aber wie versessen. Ging jemand an ihr vorbei und brüllte ihr den höflichen Gruß nicht direkt ins Ohr, hörte sie ihn nicht und war beleidigt.

Da konnte es passieren, dass sie dem armen Menschen nachrannte, ihn am Kragen packte und erbost fragte: »Was verweigern S’ mir den Gruß? Bin i Ihnen vielleicht vom Arsch runterg’fallen?«

Zu mir war sie nett und freundlich. Wenigstens so lange ich klein war. Und ich war gern bei ihr in der Wohnung. Mit ihr auf den Markt, zum Einkaufen, ging ich weniger gern. Sie musste die Ware nämlich vor dem Kauf gründlich prüfen. Sie pflegte zum Beispiel mit den Fingern in die Salathäuptel hineinzustochern, um zu spüren, ob das »Herzl« auch ordentlich groß und fest sei.

Und die Standler schimpften: »Weg da von mein Salat, du alte Rauchfangtauben!«

Sie hörte es nicht und stocherte seelenruhig weiter und kapierte nicht, warum ich sie am Kittel zerrte und vom Standl wegziehen wollte.

Eier mussten ihrer Meinung nach mindestens sechs Deka haben. Jedes Ei wog sie daheim ab, und hatte ein Ei nur fünf Deka, drückte sie es mir in die Hand und schickte mich damit zum Herrn Meder, unserem Greißler, zurück.

Nie im Leben wäre ich mit dem Ei zum Meder gegangen, da hätte ich mich zu Tode geniert! Der Großmutter sagen, dass ich dazu nicht bereit bin, wollte ich aber auch nicht. Also ging ich mit dem Ei bis zur Straßenecke und ließ es dort aufs Kanalgitter fallen.

Sie sagte dann bloß: »Mein Gott, ist das Madel patschert!«

Nach dem dritten oder vierten Ei, das auf dem Kanalgitter kaputtgegangen war, betraute sie mich nicht mehr mit ihren Reklamationen.

In der Familie meines Vaters gab es außerdem noch eine Cousine der Großmutter, die Kathi-Tante. Sie lebte mit einer Ziege und ein paar Kaninchen in einer Wellblechhütte irgendwo an der Donau, in einem Schrebergarten.

Und den Franz-Onkel und die Vicky-Tante, zwei jüngere Geschwister vom Großvater, gab es auch noch. Der Franz war – wie der Großvater – schon als 15-jähriger aus Siebenbürgen nach Wien gekommen, die Vicky kam erst im letzten Kriegsjahr nach Wien. Der Franz brachte es zum Prokuristen einer Holz-Kohle-Koks-Firma, die Vicky lebte von schlecht bezahlter Heimarbeit. Und beide waren mit Verfolgungswahn geschlagen. Der Franz-Onkel glaubte, er sei das Opfer eines Versicherungsbetrugs. Seine Schwägerin, meine Großmutter, habe eine hohe Lebensversicherung auf ihn abgeschlossen und wolle ihn umbringen, um das Geld zu kassieren.

Das Argument, dass man niemanden ohne dessen Einwilligung versichern lassen könne, half natürlich nichts. Dann erklärte er: »Eh klar, aber der Versicherungs-Agent ist ja mit ihr im Bandl!«

Mit der Zeit war dann schon die halbe Welt »mit im Bandl«, und meinte mein Großvater, dass dann für jeden kaum noch Geld rausschaue, erklärte er: »Eh klar, aber jetzt können sie ja nicht mehr zurück, sonst fliegen sie auf!«

Die Vicky-Tante hatte den Wecker-Franz. Der lebte in ihrem Wecker und gab ihr Befehle.

Etwa den, ihren kargen Verdienst in Kleingeld umzuwechseln und im Park auf dem Rasen zu verstreuen. Den Franz hatte ihr ebenfalls meine Großmutter in den Wecker gesetzt.

Vom Halterbuben, von der bösen Stiefmutter und vom unsinnigen Wunsch nach mindestens zehn Kindern

Meine Urgroßmutter mütterlicherseits, die Anna Hart, bekam als Mitgift ein paar große Weingärten auf dem Schafberg und ein Biedermeierhaus in der Kalvarienberggasse. Im Erdgeschoß war ein Wirtshaus, drüber eine riesige Wohnung und unter dem Dach waren die Kammerln fürs Personal.

Von meinem Urgroßvater, dem Peter Hart, weiß ich nur, dass er jung starb und der Anna mehrere Zinshäuser hinterließ. Dass er ein »Wirkl. geheimer Rat« gewesen ist, steht auf der Familiengruft.

Die beiden hatten ein Kind, die Eleonore, von der es hieß, sie sei »ein verzogener Fratz«. Aber viel Zeit für die Tochter hatte die Anna wohl nicht. Sie war mit Leib und Seele Wirtin und den ganzen Tag und die halbe Nacht unten im Wirtshaus. Die Eleonore wurde von den Dienstboten betreut.

Nach dem Tod ihres Mannes war die Anna mit dem Regierungsrat Rudolf Danzinger liiert. Das war bequem, denn der wohnte im Haus gegenüber. Und sehr beweglich war die Anna nicht. Sie war im Lauf der Jahre so dick geworden, dass sie im Kino einen Spezial-Sitz im Abo hatte, der war doppelt so breit wie ein normaler.

Als die Eleonore 15 Jahre alt war, bekam sie einen Lungenspitzenkatarrh und wurde zum Auskurieren auf eine Alm geschickt. Nach drei Monaten kam sie schwanger heim. Ein »Halterbub« sei der Vater, erklärte sie angeblich.

Also musste ein Ehemann her! Der Regierungsrat bot seinen Sohn an, den Rudolf junior. Der war nicht gerade der Klügste, hatte ewig lang zur Matura gebraucht und nachher eine Stelle bei der Post angenommen. Außerdem hatte er dauernd Schulden, für die sein Vater zahlen musste.

Etwas Besseres als reich zu heiraten, fand der Regierungsrat, könne sein Sohn vom Leben nicht erwarten. Und die Eleonore, fand meine Urgroßmutter, könne in ihrer Lage nicht wählerisch sein. Aber verachtet hat sie den Schwiegersohn von Anfang an. »Der windige Postbeutel« nannte sie ihn.

Meine Mutter, die Michaela, kam bald nach der Hochzeit auf die Welt. Drei Jahre später bekam sie einen Bruder, den Rudi, wohl wirklich das Kind vom »windigen Postbeutel«. Doch lange hielt die arrangierte Ehe nicht mehr. Ein Jahr später war die Eleonore geschieden. Die Michaela und der Rudi kamen zur Großmutter, bei der sie schon vorher die meiste Zeit gewesen waren.

Wie und wo ihre Mutter nach der Scheidung gelebt hatte, hat meine Mutter nie genau erfahren. Da gab es nur Tanten-Gerüchte von einem Geliebten und einem tot geborenen Kind und einem Leben in Luxus-Hotels.

Sieben Jahre war meine Mutter alt, als ihre Großmutter starb und ihre Mutter kurz darauf grausigen Selbstmord beging. Sie schnitt sich die Pulsadern auf, stieg aufs Fensterbrett, wickelte sich die Jalousie-Schnur um den Hals und sprang vom vierten Stock in die Tiefe.

Der geschiedene Vater zog zu den Kindern zurück, das Wirtshaus wurde zugesperrt, das Personal, bis auf das Kindermädel Rosl, wurde entlassen.

Nach ein paar Wochen waren die Kinder mit der Rosl allein, denn der Erste Weltkrieg hatte begonnen und der patriotische Rudolf hatte sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet.

Über die nächsten paar Jahre sagte meine Mutter: »Das war kein schlechte Zeit für mich. Der Alte war weg, die Rosl kümmerte sich nur um den Rudi, ihren Bubenk-Lulanko, ich konnte tun, was ich wollte!«

Die schlechte Zeit fing an, als der Krieg aus war und der Vater heimkam. Der Reichtum war futsch, denn die Großmutter hatte in vermeintlich weiser Voraussicht ihr Vermögen den Enkeln vererbt, die Obervormundschaft hatte das Vermögen verwaltet und damit Kriegsanleihen gezeichnet, die natürlich nach dem verlorenen Krieg keinen Gulden mehr wert waren. Dazu kam noch eine Stiefmutter ins Haus, die keifte, mit Essensentzug bestrafte und drauflosprügelte. Und am Abend beschwerte sie sich beim Ehemann über die Kinder, und dann gab es auch vom Vater Prügel. Für die Michaela noch viel mehr als für den Rudi. Vielleicht, weil er wusste, dass sie nicht seine Tochter war. Meine Mutter erklärte das aber anders. »Der Rudi hat immer gebettelt und geheult und gefleht, dass der Alte aufhören soll«, sagte sie. »Aber ich hab kein Wort gesagt und nicht geweint. Mein Kopf ist hin und her geflogen von den Watschen, und er ist immer wütender geworden und hat gebrüllt: Sie ist so verstockt, keine Träne kommt ihr aus!«

Meine Mutter hat übrigens erst als Erwachsene erfahren, dass der Rudolf Danzinger gar nicht ihr richtiger Vater ist. Das hat sie gefreut. Oft sagte sie stolz: »Ich bin ja nicht dem Deppen sein Kind, ich stamm vom Halterbuben ab!«

Mit 14 Jahren reichte es der Michaela. Die Stiefmutter ging wieder einmal mit dem Pracker auf sie los, sie lief davon und ging 40 Kilometer zu Fuß nach Atzenbrugg, wo es als letzten Rest des Vermögens das Sommerhaus der Familie gab.

Drei Wochen lebte sie dort allein, versorgt von den Nachbarn, dann nahm sie der Lehrer als Kindermädchen bei sich auf und zeigte den Vater an. Es kam zum Prozess, der Vater wurde dazu verurteilt, der Tochter eine Ausbildung zu bezahlen. Die Michaela wäre gern Lehrerin geworden, doch das war dem Vater zu teuer, weil es ein Jahr länger gedauert hätte. Und Kindergärtnerin, fand das Gericht, sei auch ein passender Beruf für eine »höhere Tochter«.

Also kam die Michaela in ein Heim und wurde Kindergärtnerin. Nach der Ausbildung arbeitete sie in einem städtischen Kindergarten und zog in ein winziges Kabinett zur Leni-Tante. Die lebte im selben Haus wie der Leopold und die Juliane Göth mit ihrem Sohn, dem Walter.

Die freien Tage und den Urlaub verbrachte die Michaela in Atzenbrugg beim Lehrer. Mit einem Bauernsohn, dem Johann Draxler, fing sie eine Liebschaft an. Innige Liebe war das nicht, aber sie wollte – völlig irrsinnig in ihrer Lage – unbedingt ein Kind. Sie wollte sogar zehn Kinder! Also heiratete sie den Johann Draxler.

Es scheint gar nicht so selten zu sein, dass ungeliebte Mädchen, kaum erwachsen, schnell eigene Kinder haben wollen, um sich von denen die entbehrte Liebe zu holen.

Die Michaela wurde also schwanger und lebte dann mit ihrem Baby, der Elisabeth, im Kabinett bei der Leni-Tante. Tagsüber wurde das Kind von der Leni-Tante betreut, oft auch von der Juliane Göth. Beide kassierten Geld dafür.

Der Johann Draxler blieb in Atzenbrugg. Nur zu den hohen Feiertagen und im Urlaub kam die Michaela mit der Elisabeth, dem Lieserl, zu ihm raus. Inzwischen hatte sie, von Tür 1 zu Tür 4, ein lockeres Verhältnis mit dem Walter angefangen, der ausgesprochen hübsch und ein paar Jahre jünger war als sie.

Und nachdem die Leni-Tante gestorben war und der Michaela die ganze Zimmer-Küche-Kabinett-Wohnung gehörte, wünschte sie sich vom Walter ein zweites Kind.

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Mein Vater (ca. 1935)

Damals konnte nur der »schuldlose Teil« die Scheidung einreichen, und meine Mutter war ja der »schuldige Teil«. Sooft sie nach Atzenbrugg kam, bat sie den Johann, die Scheidung einzureichen, doch der lehnte ab. Mit Gerichten wollte er nichts zu tun haben, und die Ehe hielt er sowieso, gut katholisch wie er war, für unauflöslich. Also blieb es für sie beim »ehebrecherischen Verhältnis«.

Wie das Verhältnis meines Vaters zu ihr in dieser Zeit gewesen ist, kann ich schwer einschätzen. Jedenfalls hatte er eine feste Freundin, die Elli, ein bildschönes Mannequin, die Tochter der Wirtin am nächsten Eck. Bloß sah die Elli ihre Zukunft leider an der Seite eines reichen Ehemanns. Könnte gut sein, dass mein Vater immer nur zu meiner Mutter rüberkam, wenn die Elli unterwegs war, um den passenden Ehepartner zu finden.

Nach dem Krieg, da war sie bereits beim dritten reichen Ehemann, kam die Elli oft zu uns, saß bei meinem Vater im Kabinett, rauchte durch einen langen Zigarettenspitz aus Elfenbein und nannte meinen Vater immer »mein Walterle«. Ich glaube, ich war eifersüchtig auf sie.

Von der Geburt eines Riesenbabys, einer Mutter wie eine Gummiwand und meinem Vater – meinem Ein und Alles

Ich kam am 13. Oktober 1936 auf die Welt. Meine Mutter liebte es, lang und breit und oft über ihre gewaltigen Gebärschmerzen zu erzählen: Welch unglaublich großes Kind ich gewesen sei, und wie lange ich gebraucht hätte, um endlich aus ihr rauszukommen, und wie sie fürchterlich habe schreien müssen, bis die Tortur endlich zu Ende war. Abschließend sagte sie immer: »Und dein Kopf war so groß, dass du mich eingerissen hast, und ich hab mit fünf Stichen genäht werden müssen!«

Es war von ihr wohl nicht so gemeint, aber für mich hörte sich das wie ein Vorwurf an.

Nach meiner Geburt flehte meine Mutter den Johann Draxler weiter um die Scheidung an, vor allem, damit der Walter Göth offiziell als Kindesvater eingetragen werden könnte. Doch der Johann blieb stur, und so galt ich als seine Tochter, und hieß, wie meine Schwester, Draxler.

In den ersten drei Jahren betreute mich mein Vater, der wie damals viele andere auch arbeitslos war. Dass er mich auch in der Nacht betreute, obwohl da meine Mutter daheim war, lag am Aufzuchtszwist der beiden. Mein Vater hielt nämlich nichts von Windeln. Pampers gab es ja noch nicht. Die Stoffwindeln, meinte er, seien für das arme Kind wie ein permanenter Prießnitz-Umschlag, also wie ein feuchtwarmer Fetzen gegen Halsweh. Er legte unter das Leintuch vom Gitterbett ein Gummituch, und ich schlief unten ohne. Das Gitterbett schob er dicht an sein Bett ran, und war mein Leintuch nass, kroch ich zu ihm rüber und schlief bei ihm weiter.

Für meine Mutter kam diese Art der Betreuung nicht infrage, also musste er auch die »Nachtschicht« übernehmen.

Noch als alte Frau schüttelte meine Mutter den Kopf, wenn sie davon erzählte. Ich kann mich natürlich nicht mehr daran erinnern, aber sooft ich die Geschichte von ihr hörte, wurde mir ganz warm und wohlig im Bauch.

In der Nazi-Zeit kam ein neues Scheidungsrecht, nun konnte auch der »schuldige Teil« die Scheidung einreichen. Meine Mutter tat es sofort, und als ich fünf Jahre alt war, heirateten meine Eltern.

Mein Vater war bereits als Soldat in Russland und bekam drei Tage »Heiratsurlaub«. Mit der Heirat war er einverstanden, weil er überzeugt war, dass er den Krieg nicht überleben werde, und da gebe es dann wenigstens für die Witwe eine Rente.

Ich war bei der Hochzeit nicht dabei. Ich glaube, es war überhaupt niemand dabei. Aber ich erinnere mich genau an das, was meine Mutter anhatte, als sie von daheim weggingen: ein braunes Kleid mit gelben und roten Blümchen, einen braunen Strohhut, rote Stöckelschuhe und unter den Arm geklemmt ein schmales, gelbes, henkelloses Tascherl.

Meine Mutter sagte von sich, sie sei eine Frohnatur. Irgendwie war sie das ja auch. Zum Beispiel summte sie immer vor sich hin. Kam sie heim, hörte ich schon vom Gang draußen das näherkommende Summen meiner Mutter. Summte sie nicht, bedeutete das, dass sie traurig war oder Schmerzen hatte. Das bedrückte und verunsicherte mich dann, und ich wurde recht lästig und versuchte, sie dazu zu bringen, wieder vergnügt zu sein.

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Mit 2 Jahren in Mayerling (1939)

Einmal im Monat hatte meine Mutter Migräne und lag zwei Tage lang stöhnend im Bett. Meine Schwester und ich mussten sie mit kalten Umschlägen versorgen, einen für den Kopf, einen für das Herz. Wenn die Migräne auf dem »Höhepunkt« war, jammerte sie vor sich hin: »Ich sterbe – ich sterbe – ich sterbe.«

Und ich saß beim Tisch und überlegte mir, ob ich dann zu den Großeltern kommen würde oder in ein Kinderheim.

Natürlich liebte ich meine Mutter, aber ich hatte ein Problem mit ihr, das umso größer wurde, je älter ich war: Sie war eine gutmütige Frau, die alles dafür tat, dass es ihren Kindern gut ging, aber sie redete Unsinn. Und sie redete gern und lange, egal, was sie tat, ob sie kochte oder strickte oder bügelte.